Blauhöhle
Die Arge Grabenstetten hat eine bereits über 20-jährige Tradition bei der Suche nach der Blauhöhle. So wurde 1988 im Sontheimer Schacht 1 begonnen, nach einem Zustieg zu graben. Auch im Auenschacht bei Zainingen wurden verschiedentlich Sondierungen unternommen, ebenso 1990 und 1991 im Steebschacht bei Blaubeuren-Wennenden.

Zum ersten Mal erfolgreich war die Grabung in der Vetterhöhle, die die Arge Grabenstetten seit 2002 durchführte und in der seit 2006 große Erfolge gelangen. Seit deren Gründung 2005 unterstützt die Arge Grabenstetten die Tätigkeiten der Arbeitsgemeinschaft Blaukarst, einem vereinsübergreifenden Forschungsprojekt, das in den beiden Objekten Hessenhauhöhle bei Berghülen und Seligengrundhöhle bei Blaubeuren-Seißen forscht.
Was ist so besonders an der Blauhöhle?
Spätestens seit den grandiosen Entdeckungen von Jochen Hasenmayer im Blautopf dreht sich des öfteren das Gesprächsthema der schwäbischen Höfos um dieses Höhlensystem.
Dabei standen lange die Fragen nach dem Alter der Verkarstung und der Nutzung eventuell vorhandener geothermaler Energie im Mittelpunkt der Diskussionen. Nur wenige haben sich anfang mit einem weiteren Aspekt intensiver befassen, nämlich der Höhle, die hinter dem Blautopf liegt und bis weit unter die Albhochfläche reicht. Es handelt sich mit einer großen Wahrscheinlichkeit um das größte Höhlensystem auf der Schwäbischen Alb, vielleicht sogar Deutschlands.

Zwei prominente Karstforscher sind, wenn auch sonst eher selten, hier der gleichen Meinung:
Jochen Hasenmayer etwa glaubt: “ . . . . Etwa 2,5km vom Blautopf entfernt sollte die Höhlendecke aus dem Grundwasserniveau auftauchen, in rund 4km Entfernung auch der Felsboden der Höhle, die dann von einem flachen Fluß durchzogen wäre.“(HASENMAYER, GEO 5/1986, S. 10-38).
Dieser Meinung ist auch E. Villunger, wenn er schreibt: „. . . so könnte die Höhle ungefähr 1,5km nach dem Mörikedom endgültig aus dem Wasser auftauchen, . . .. Dahinter dürfte die Höhle von einem Bach durchflossen werden.“ (VILLINGER, Geol. Jahrbuch, Reihe C49, 1987, S. 71-103).

Aktueller Stand
Inzwischen sind die Ereignisse natürlich deutlich fortgeschritten. Durch die Bohrung der Stadt Blaubeuren an der B28 haben die Taucher der Arge Blautopf seit Frühsommer 2010 die Möglichkeit, ihre Forschungen nicht mehr mittels sehr aufwendiger und gefährlicher Tauchgänge durchzuführen, sondern trockenen Fußes weiter zu forschen. Möglichkeiten zur Weiterforschung gibt es noch zahlreich, auch wenn der 3. Versturz derzeit die Hauptfortsetzung blockiert.
Die Arge Blaukarst hat in beiden Forschungsprojekten (Hessenhauhöhle und Seligengrundhöhle) die 100 Meter Tiefenmarke geknackt. Im März 2011 gelang es schließlich in der Hessenhauhöhle (HHH), in 125 Metern Tiefe den Durchstieg in einen kleinen Zubringer zu öffnen, der nach kurzer Strecke in den großen Tunnel eines kräftigen Höhlenflusses führte. Dieser Höhlenfluss wurde „Nordblau“ genannt, da sofort klar war, dass es sich um einen Hauptast des Blauhöhlensystems handeln musste. Innerhalb weniger Monate konnten knapp 2.500 Höhlenmeter vermessen werden. Die Forschung ist noch in allen Richtungen zu Gange. Allerdings erschweren Engstellen, mühsame Kletterpassagen sowie mehrere Siphone die weitere Forschung. Die „HHH“ verspricht noch manche Überraschungen. Eine Verbindung zum Blauhöhlensystem wurde noch nicht gefunden.
Die Stadt Blaubeuren untersucht derzeit die Möglichkeiten, im Blauhöhlensystem eine Schauhöhle einzurichten. Einige Infos dazu auf unserer Spezialseite „Blauhöhle = Schauhöhle?„

Noch ein bisschen Statistik
Die Blautopfhöhle ist derzeit ca. 16,2 Kilometer (Stand 3/2022) lang, die Hessenhauhöhle ca. 8,3 Kilometer (Stand 3/2022). Beide Höhlen sind knapp 1,5 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Sollte eine Verbindung gelingen, ist die Länge natürlich noch unbekannt (jedoch sicher deutlich über 20 Kilometer). Die Tiefe kann man aber schon jetzt angeben: Der Eingang der Hessenhauhöhle liegt auf 678m NN, der Blautopfspiegel bei 512m NN, das wären 166m Höhenunterschied. Dazu kommen noch max. 44 Meter Tauchtiefe in der Blautopfhöhle, was zusammen 210m Höhenunterschied ergeben wird.
Für die Erlaubnis zur Verwendung des nachfolgenden Übersichtsplans sowie einiger Bilder auf unserer Homepage danken wir der Arge Blautopf und der Arge Blaukarst ganz herzlich!

[Stand: 1/2019]
Zu diesem Thema gibt es in unseren Publikationen folgende Beiträge: |
Jahresheft 2019, Katharina Bitzer + Markus Bölzle: Aktuelle Forschungen im Norden der Hessenhauhöhle |
Jahresheft 2015, Wieland Scheuerle: Laichinger Direttisima – Wohin führt die Reise |
Jahresheft 2014, Fritz Mammel & Udo Wieczorek: Seligengrundhöhle – ein Schacht mit Potential |
Jahresheft 2008, Thilo Müller: Grabung und erste Erfolge in der Seligengrundhöhle (7524/119) bei Blaubeuren-Seißen |
Jahresheft 2007, Udo Wieczorek: Ein zähes Ringen um jeden Meter … |
Arge Grabenstetten 2007: Broschüre/CD „Die Vetterhöhle“ |
Jahresheft 2006, Udo Wieczorek: Entdeckungsgeschichte der Vetterhöhle in den Jahren 2006 und 2007 |
Jahresheft 2006, Udo Wieczorek: Der Drachenfelsgang, Vetters Schatzkammer |
Jahresheft 2005, Michael Schopper, Herbert Jantschke, Andi Kücha: Aktueller Stand der Forschungsarbeiten in der 7524/43 Blautopfhöhle |
Jahresheft 2005, Jens Freigang: Das Interview |
Jahresheft 1996, Christian Fischer: Der Tiefenrausch am Hädersbühl |
Jahresheft 1995, Thilo Müller: Sontheimer Schacht (7524/32) und Tiefentalschacht (7524/59) |
Jahresheft 1991, Thilo Müller: Bericht zu den elektromagnetischen Untersuchungen 1991 im Raum Grabenstetten und Sontheim |
Jahresheft 1990, Thilo Müller: Stand der Grabungen im Sontheimer Schacht (7524/32) |
Jahresheft 1990, Markus Scheuermann: 5 Tage . . . _ _ _ . . . |
Jahresheft 1989, Thilo Müller: Einige Gedanken zur Blauhöhle und der Grabung im Sontheimer Schacht 1 |
Wir haben 100 passende Berichte in unserem Speleo-News Archiv:
Weitere Links zum Thema:
WEBGEO: Blautopf und Aachtopf
Ausschnitt aus „Höhlenwelt Blautopf – Neue Wege ins kalte Herz der Alb“; Ein Film von Claus Hanischdörfer