Lärchenschacht
Der Eingang des Lärchenschachtes wurde 1983 entdeckt. Unmittelbar neben dem Eingang steht eine doppelstämmige Lärche, der die Höhle ihren Namen verdankt. Bei der Erstbefahrung kamen die Entdecker (Reinhard Lemmer & Wilfried Lorenz) nur bis zum Grund des Eingangsschachtes. Der Weiterweg war mit Schnee verfüllt.
Im August 1985 war ich anlässlich einer Befahrung der Schneevulkanhalle in dieser Region. Neugierig über den „verschlossenen Schacht“, wollte ich unbedingt nachschauen. Nach 22 m Abseilstrecke erreicht man ein stark geneigtes Schnee- und Eisfeld, welches stark nach rechts abknickt. 15 m hinter dem Ende des Schneefeldes öffnet sich ein kleines Fenster zum Beginn einer senkrechten Kluft, die sich nach unten erweitert. Nach einer kurzen Horizontalstrecke setzt sich die Kluft nach unten teilweise eng und stark korrodiert fort. 75 Höhenmeter unter dem Eingang mündet die Kluft in den größten Hohlraum des Lärchenschachtes (Oberpfälzer Halle). Die Halle hat einen Durchmesser von 20 m und eine Höhe von 25 m.
Am tiefsten Punkt der Halle erreicht man, über große Verbruchblöcke steigend, einen kurzen geräumigen Gang, der am Beginn eines Canyons endet. Der Einstieg in den Canyon ist durch eine kurze Kletterstelle zu erreichen. Dadurch lässt sich ein Schacht umgehen (Freiburger Umgehung).
Der Canyon (Isartal) ist am Anfang sehr rutschig. Nach 10 m erweitert sich der Canyon. Man kann nun bequem auf dem Zwischenboden weiterlaufen, ohne Stemmen zu müssen.
Nach einem kurzen Abstieg wird der Gang sehr geräumig. Der Canyon ist nur noch als 1 m breiter Einschnitt zu sehen. An der Decke des Ganges sind wunderschöne Deckenkarren zu betrachten. Dieser Gang endet nach kurzer Wegstrecke an einer Verfüllung. Wenige Meter vor der Verfüllung kann man den Canyon übersteigen und kommt an Blöcken vorbei in den größten Gang (Frankenschnellweg) des Lärchenschachtes. Durchschnittlich 5 m breit und 8 m hoch verläuft er in nordwestlicher Richtung. Auffallend ist ein schöner Sinterfall auf der linken Seite gleich zu Beginn des Ganges. Etwa mitten im Hauptgang bei MP 211 (Brotzeitplatz) ist eine ergiebige Tropfwasserstelle, die sich bei schlechtem Wetter in einen tosenden Wasserfall verwandelt. Nach der Wasserstelle fällt der Gang leicht ab. Das Wasser versickert nach wenigen Metern an zwei Stellen. In Richtung Nordost mündet nach 20 m ein kleiner Gang in einen 5 m breiten und 5 m tiefen Schacht, der sich nach oben uneinsehbar weit fortsetzt. Dieser Schacht wird bei Regen zu einer Riesendusche.
Zurück zum Hauptgang. Dieser endet nach kurzer Wegstrecke an einem quer verlaufenden Canyon. An der Kluftkreuzung hatte sich ein Schacht gebildet, der bis zum Grund des Canyons (sehr eng) befahrbar ist. Da der Rand des Schachtes aus feinem Sediment besteht, nannten wir ihn Sandschacht. Oberhalb vom Schacht ist ein schräg geneigtes Band über das man in den Canyon, welcher vom Sandschacht abzweigt, einsteigen kann. Dieser Canyon wurde anlässlich einer gemeinsamen Tour mit unseren Höhlenfreunden aus Baumes les Dames von den Forschern Denis Motte, Roland Brun und DenisS Perrin 1986 befahren.
Dabei wurde die Verbindung zum alten Teil der Schwarzmooskogeleishöhle hergestellt und zugleich vermessen. Der Canyon setzt sich aber auch in die andere Richtung fort. Dieser kurze Teil wurde von uns nicht befahren, da wir vom Frankenschnellweg aus durch einen stark mäandrierenden Seitengang wieder auf den Canyon stießen. Die Raumform ist hallenartig erweitert. Über grobes Blockwerk kommt man auf die andere Seite des Canyons. Nun steil nach oben an einer sehenswerten Sedimentwand vorbei und über eine Kletterstelle gelangt man in die Sophienhalle. Leider fanden wir trotz ausgesetzter Kletterpassagen keine weiteren Fortsetzungen.
Zurück zum Beginn des Frankenschnellweges. Links vom MP 50 geht es über eine Geröllhalde in einen kleinen Raum. Von diesem Raum zweigen Metern verfüllt sind. Ein Gang mit Luftzug führtschräg nach oben. Das Ende, eine Engstelle, wurde freigeräumt (Schafott).
Das Schlüssellochprofil ist einzigartig schön. Der Boden ist mit grobem Sediment bedeckt.
Nach wenigen Metern bricht der immer größer werdende Gang an einer Sedimentwand 4 m steil ab. Beim Blick zurück erkennt man, wie mächtig die Sedimentablagerung ist.
An Resten von Bodensinter vorbei mündet der Gang in den Geburtstagsgang. An einem 01. September wurde dieser Teil von mir entdeckt. Da ich an diesem Tag Geburtstag hatte, wurde der Gang von meinen Freunden kurzerhand zum Geburtstagsgang erklärt. Dieser Gang endet am großen Canyon, der ein Jahr später durchgehend vom Sandschacht aus in aufwendiger Stemmkletterei befahren und vermessen wurde. Somit hatten wir den ersten Ringschluss im Lärchenschacht. Bis zum Canyonboden seilt man 10 m ab. Canyonabwärts gelangt man in den Ungarn Canyon. Dieser Teil ist noch zu erforschen.
Nach der Abseilstrecke klettert man über schöne Kolke und danach durch ein Fenster des Deckenverbruches in den fossilen Teil des Canyons nach oben. Dort führt der Weg geräumig weiter. Nach 100 m stößt man auf einen sehr geräumigen Schacht, den wir von der Seite angefahren hatten. Unsere Vermessung endet auf einer großen Felsplatte an der Kante des Schachtes. Bei der Befahrung des Schachtes entdeckte die Mannschaft auf dem vom Schachtboden wegführenden Mäander Stoffreste eines Schlazes. Somit war klar, wir waren in einem bekannten Höhlensystem.
Durch Sichten der englischen Höhlenpläne war uns sehr schnell bewusst,dass wir eine Verbindung zur Stellerweghöhle entdeckt hatten.
Welch große Bedeutung dieses Ereignis hatte, sieht man erst jetzt, nachdem durch konsequentes Forschen von Mitgliedern der Arge Grabenstetten das SMK-Höhlensystem entstanden ist. Ein bisschen erfüllt es uns mit Stolz, dass der „kleine“ Lärchenschacht so ein wichtiges Bindeglied in diesem System ist.
An dieser Stelle möchte ich mich bei der Mannschaft bedanken sowie bei Höhlenfreunden aus unterschiedlichen Vereinen Deutschlands und Frankreichs, die geduldig Jahr um Jahr an der Erforschung und Dokumentation mitgearbeitet haben.
Zur Höhlenanlage
Der Lärchenschacht hat einen ganz eigenen Charakter innerhalb des Systems. Er besteht im Wesentlichen aus 2 großen Gängen die 100 m parallel versetzt verlaufen.
Die Dimensionen passen eher zu den Gangbereichen, die wir aus der tieferliegenden Schnellzughöhle kennen. Es gibt zwei Schachtpassagen (der Zustieg aus der Schwarzmooskogel-Eishöhle und der Eingangsbereich), die von etwa 1.640 m auf 1.520 m führen. Ab dieser letzten Höhe laufen die Gänge sanft abfallend und treffen sich schließlich kurz vor dem 100 m-Schacht der Stellerweghöhle, in den der Lärchenschacht einmündet.
[Reinhard Kieselbach, Stand: 04/2005]