Höhlenvermessung
Allgemeine Info
Die Grundlage der Erforschung jeder Höhle ist die detaillierte Vermessung und Kartographierung. Der Höhlenplan dient der Orientierung in der Höhle und gibt außerdem Rückschlüsse auf ihre Entstehung, mögliche Fortsetzungen und Zusammenhänge mit benachbarten Höhlen.
Um den exakten Gangverlauf einer Höhle zu erfassen, wird eine Abfolge von Messpunkten eingemessen („Polygonzug“). Zwei aufeinanderfolgende Messpunkte liegen jeweils in Sichtverbindung und ergeben einen Messzug für den Länge, Neigung und Kompassrichtung gemessen werden. An jedem Messpunkt werden Raumdimensionen nach oben, unten, links und rechts gemessen oder geschätzt. Die Messzüge/-punkte werden (möglichst) massstabsgetreu in eine Handskizze eingezeichnet und freihand um den Verlauf der Höhlenwand, Wasserläufe, Steine und andere Höhleninhalte ergänzt.
Die Daten des Polygonzugs werden mit dem Computer ausgewertet und zusammen mit den Handskizzen dienen sie als Grundlage für maßstabstreue Zeichnungen.
Vermessung in der Höhle
Bei den meisten Forschungsprojekten der ARGE Grabenstetten wird noch „herkömmliches“ Peilzeug und Massband verwendet. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich bald elektronische Geräte wie der DistoX etablieren werden. Der DistoX misst gleichzeitig Distanz, Neigung und Richtung (Kompass) auf Knopfdruck und lässt sich per Bluetooth mit einem PDA oder Notebook synchronisieren.
Planerstellung am Computer
Wir verwenden Survex zum prozessieren der Polygondaten. Im Fall von Ringschlüssen gleicht Survex Messfehler zuverlässig aus, auch für komplexe Höhlensysteme.
Downloads
- Corel Lehrgang zum Zeichnen von Höhlenplänen
- Therion Layout-Code für Schwarzmooskogel-Pläne
Software Weblinks
Höhlenvermessung Weblinks
Survex liefert keine graphische Oberfläche zur Dateneingabe, statt dessen werden die tabellarischen Polygondaten in einfachen Textdateien verwaltet. Die dreidimensionale Darstellung und der Export in Formate wie z.B. DXF ist mit Aven (Teil von Survex) möglich. Dreidimensionale Stereo-Darstellung mit Anaglyphenbrille ist mit Loch (wird mit Therion installiert) möglich.
Andere Programme um Polygondaten zu prozessieren sind z.B. CaveRender, VisualTopo oder Therion. Alle können DXF Dateien exportieren. CaveRender und VisualTopo liefern graphische Oberflächen zur Dateneingabe.
Für die Zeichnung von Höhlenplänen gibt es leider noch keinen etablierten Standard. Hier reicht die Palette von Vektor-Zeichenprogrammen wie CorelDraw über technische Lösungen wie CAD für Höhlen bis zu spezieller Höhlensoftware wie Therion.
Für CorelDraw hat Robert Winkler eine Anleitung in drei Lektionen zusammengestellt (siehe Download oben rechts). Diese Anleitung lässt sich leicht auf ähnliche Vektor-Zeichenprogramme wie Illustrator und Inkscape übertragen. Inkscape ist Open-Source (kostenlos).
Der einzige schwere Nachteil an CorelDraw & Co. ist, dass die Zeichnung nicht automatisch an die Polygondaten angeglichen wird, falls sich diese durch einen Ringschluss ändern. Bei großen Projekten, wo sich die Vermessung über Jahre hinzieht und immer wieder neue Verbindungen in der Höhle geschlossen werden, kann das zum Problem werden. Die speziell zur Höhlenkartographie entwickelte Software Therion kann mit diesem Problem umgehen. Messpunkte werden in der Zeichnung mit Messpunktnamen versehen, so dass ein logischer Zusammenhang mit den Polygondaten hergestellt wird. Ändern sich die Polygondaten, wird die Zeichnung entsprechend mitverschoben. Therion kann Polygondaten entweder selbst prozessieren, oder von Survex importieren. Leider ist die Bedienung von Therion nicht sehr intuitiv und das „Zeichenprogramm“ im Vergleich zu CorelDraw eher rudimentär. Ist die Zeichnung aber erstmal erstellt, lässt sich viel damit machen, z.B. Pläne in unterschiedlicher Skalierung, Google-Earth Grundrisse und 3D-Modelle. Für Inkscape existiert ein Plugin um Therion-Zeichnungen zu exportieren.
Ebenfalls eine spezielle Höhlenplansoftware ist TunnelX. Wie bei Therion wird die Zeichnung mit Messpunkten verknüpft. Das Konzept unterscheidet sich jedoch grundlegend von Therion und ist noch weniger intuitiv zu bedienen. Bei der ARGE verwendet niemand diese Software, der Anwenderkreis beschränkt sich wohl auf das Umfeld vom CUCC (England).
Nützliche Tipps:
- VisualTopo liefert einen Koordinaten-Umrechner mit („Convers“), leider auf Französisch.
- Beim Import vom DXF-Messzug nach CorelDraw „metrische Skalierung“ wählen, dann bekommt man einen 1:1000 Maßstab. Andere Maßstäbe mit „Arrange > Transformations > Scale“ anpassen.
Zu diesem Thema gibt es in unseren Publikationen folgende Beiträge: |
Jahresheft 2000, Jochen Duckeck: Treffen des Arbeitskreis Speläokartographie in Laichingen |
Jahresheft 2000, Nils Bräunig: Anlage eines Lage- und Höhennetzes für die Speläologie im Toten Gebirge (Österreich) |
Jahresheft 1995, Harald Kirsamer: Möglichkeiten der Unterstützung einer Höhlenvermessung mit Peilsendern |
Jahresheft 1995, Peter Henne: Das CSX-POLY-System/Das Compass-System |
Jahresheft 1995, Thilo Müller: CAD für Höhlen |
Jahresheft 1995, Jürgen Bohnert: Der Einsatz von Vermessungsprogrammen in der Höhlenforschung am Beispiel “Winkarst” |
Jahresheft 1995, Thilo Müller: Übersicht und kurze Ergänzung zu den Höhlen-Vermessungsprogrammen |
Jahresheft 1992, Hans Sibbert: Die Überprüfung der Vermessung der Falkensteiner Höhle |
Jahresheft 1992, Thilo Müller: EDV in der Höhlenforschung |
Jahresheft 1989, Hans Sibbert: Koordinatensysteme für die Vermessung in der Höhlenforschung |
Wir haben 5 passende Berichte in unserem Speleo-News Archiv: