Nudelsuppe an der „Apokalypse“ und Bilder aus der Gola su Gorruppu

GRABENSTETTEN (ra). Volles Haus bei der Arge Grabenstetten. Rund 300 Besucher kamen am Samstag in die Falkensteinhalle, um das Neueste der Blauhöhlentaucher zu erfahren und sich an Bildern aus sardischen Höhlen zu erfreuen.
Bei Nudelsuppe in der „Apokalypse“? – für die Höhlentaucher Andreas Kücha, Jochen Malmann und Werner Gieswein durchaus komfortabel. Seit die Mitglieder der „Arbeitsgemeinschaft Blautopf“ in dem mittlerweile auf über 6500 Meter vermessenen Blauhöhlensystem biwakieren können und beispielsweise in der riesigen Höhlenhalle „Apokalypse“ – rund 3000 Meter hinter dem Blautopf – ihre Zelte aufgeschlagen haben, forscht es sich in der Riesenhöhle wesentlich „entspannter“. Dies machten Andreas Kücha und Jochen Malmann am Samstag beim Info- und Gästeabend der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst in Grabenstetten mit neuesten Bildern und Filmaufnahmen aus der Blauhöhle deutlich.
Allein die erste Tauchstrecke durch den Blautopf beträgt über 1400 Meter, die von den erfahrenen Tauchern bei optimalen Bedingungen in etwa einer Stunde bewältigt wird. Mit 15 Tauchgängen haben sie ihre Biwakausrüstung in den Berg geschafft und zwei Lager eingerichtet. Die erste Basis direkt am Ende der Tauchstrecke, am sogenannten „Landgang“, das zweite, etwas komfortablere Biwak etwa 3000 Meter tief im Berg, in der „Apokalypse“. Von hier haben die Taucher nun wesentlich mehr Zeit für Forschung und zu Vermessungsarbeiten. Bis zu 30 Stunden bleiben sie im Berg, der ausgemessene Endpunkt des Hauptgangs dürfte etwa unterm Gewerbegebiet von Seißen liegen, verrieten sie ihren Zuhörern.
Einen Eindruck von den hinteren Höhlenteilen am Bachbett der Ur-Donau und ihrer Schönheit vermittelten sie mit neuestem Bild- und Filmmaterial, das teilweise erstmals gezeigt wurde. So bekamen die Gäste in Grabenstetten den B 28-Gang, den „Friedhof der Kuscheltiere“ und die „Stairway to heaven“ (Himmelsleiter) zu sehen. Dass es Verbindungen zur Außenwelt geben muss, beweisen Skelette von Kleintieren wie Marder. Zudem sind am Ende des B 28-Ganges deutlich die Geräusche der auf der Bundesstraße fahrenden Autos zu hören, und die „Himmelsleiter“ führt vom „Mörikedom“ aus steil nach oben bis kurz unter die Erdoberfläche.
Nach ihren Erkundungstouren erholen sich die Forscher im Biwak bei Nudelsuppe, Chili con Carne oder anderen Dosen-Leckereien. Und auch Spaß gibt es jede Menge an den kleinen Iglu-Zelten, wie die Filme bewiesen. Auf rund 10.000 Meter schätzt Andreas Kücha die bislang begangenen Gänge im Höhlensystem, rund 3500 Meter wären also momentan noch zu vermessen.
Eine ganz andere Höhlenwelt, aber mit noch größeren Ausmaßen, stellte Denise Schönenberg von der Arge Grabenstetten vor. Zusammen mit drei anderen Mitgliedern war sie im Frühsommer an der Ostküste von Sardinien unterwegs. Sowohl in der Grotta di Su Bentu mit 22 Kilometern Länge und der Grotta di Su Palu mit einer Länge von 50 Kilometern, entstandenen fantastische Fotos. Teilweise mussten die Forscher in den Höhlen kilometerweit schwimmen. Eine kleinere neuentdeckte Höhle wurde erforscht und vermessen. Auch die Küstenlandschaft oder die Gola su Gorruppu, die mit 300 Metern tiefste und engste Schlucht Italiens im sardischen Supramonte-Gebirge, fingen die Forscher in prächtigen Bildern ein.
Schade nur, dass die Organisatoren des Abends die neue Lautsprecheranlage in der Falkensteinhalle nicht berücksichtigt hatten, so dass teilweise die Vorträge rein akustisch kaum zu verstehen waren.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Arge-Vorsitzender Fritz Mammel noch treue Mitglieder geehrt. Für 25 Jahre Mitgliedschaft Ute Kunberger, für zehnjährige Treue Eugen Banzhaf, Nicole Frey, Leo Klimmer, Gerd Polikeit und Dirk Simon.