Exklusiver Vortrag für die Besucher der Sommerbühne in Blaubeuren
BLAUBEUREN. Auf der Sommerbühne in Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) haben jetzt die Taucher Andreas Kücha und Michael Kühn neueste Ergebnisse aus der Blautopfhöhle vorgestellt.Die Größenangaben ließen die 700 Besucher der Blaubeurer Sommerbühne aufhorchen, heißt es dazu in der Südwest Presse Ulm (SWP): Andreas Kücha und Michael Kühn konnten berichten, dass sie während ihrer Expedition am Mittwoch und Donnerstag den Gang in Richtung Endversturz auf eine Länge von 520 Metern vermessen haben.
Zusammen mit den bisher ermittelten Längen in der Blautopfhöhle und in der Vetterhöhle, für die der Höhlenverein Blaubeuren zuständig ist, kommt das Blauhöhlensystem auf 7063 Meter Länge. Damit, so wird Jochen Malmann, der Projektleiter der „Arge Blautopf“ von der SWP zitiert, belege das Blaubeurer System Platz 5 in Deutschland. Seien erst mal alle bisher bekannten Gänge genau vermessen, werde das Blauhöhlensystem mit mehr als zehn Kilometern an die erste Stelle rücken, gab sich Malmann überzeugt. Weil die Hohlräume nur über die lange Tauchstrecke erreicht werden können, gestalten sich Arbeiten dort schwierig. Alles muss wasser- und druckdicht verpackt vom Blautopf aus nach hinten gebracht werden. Auch die Verpflegung. Da gibt’s abends im Zelt-Biwak in der „Apokalypse“ aus der Dose mal Ravioli, mal Nudeln in Tomatensoße und mal Chili con Carne, wie die Blautopf- Taucher in Wort und Bild und immer mit einer Prise Humor berichteten.
Kücha und Kühn hatten bei ihrer jüngsten Tour vor, bis zum Endversturz, der etwa unter dem Ort Wennenden liegen dürfte, vorzudringen. Doch der letzte Abschnitt war wegen des hohen Wasserstands nicht passierbar – Tauchausrüstung haben die Forscher so weit hinten nicht dabei. Neben der Längenmessung konnte Kücha mittels Laser in einem nach oben führenden Schlot die Höhe ermitteln. Vom Karstwasserspiegel aus geht’s 78 Meter nach oben. Der tiefste Punkt des Höhlensystems liegt 45Meter unter Wasser. So kommt die Blautopfhöhle auf eine Gesamttiefe von 123 Metern und gehört auch damit zu den Spitzenreitern unter den Alb-Höhlen. Das tiefste Loch der Schwäbischen Alb, die Laierhöhle bei Geislingen-Weiler, wurde auf 128 Meter Tiefe vermessen.
Für die Zuschauer interessant waren aber auch die vielen kleinen Dinge, die die Taucher auf der Großleinwand zeigten: Kristalle, Strudelkolke, Sinterformen, die wie Spiegeleier aussehen und Tropfsteine, die in alle Richtungen wachsen, so genannte Excentriques. Dazu Bilder von fantastischen Tropfsteinsäulen und -wänden, von Sinterbecken mit glasklarem Wasser und von Hallen, die mit den zur Verfügung stehenden Lampen nicht vollständig erhellt werden können. Manche Gänge sind so schön, dass sie die Forscher nicht mit ihrem lehmverschmierten Schuhen betreten und Motorrad-Überschuhe überstülpen, heißt es im Beitrag von Joachim Striebel. Für einige Fotos hat sich Andreas Kücha sogar barfuß auf den Sinterflächen in die richtige Position gebracht. Der Vortrag der „Arge Blautopf“ am Freitag war nicht komplett neu. Doch waren beeindruckende Fotos dabei, die Andreas Kücha erst am Tag zuvor in der Unterwelt geschossen hatte. Kommentar des Forschers auf der Sommerbühne: „Einen solch exklusiven Vortrag wie heute gab’s noch nie. Meine Haare sind fast noch nass.“