Neues Buch: Eiszeittiere – Bewohner fränkischer Höhlen
GEISLINGEN/FÜRTH. Wissen über das Leben vor Jahrtausenden lässt Rückschlüsse über die klimatischen Entwicklungen zu. Die Überreste von Tieren aus der Eiszeit geben Forschern wichtige Hinweise. Erkenntnisse sind in einem neuen Buch zusammengefasst.
Gut 32.000 Jahre alt ist der Löwenmensch, der 1939 im Hohlenstein-Stadel im Lonetal gefunden wurde. Es ist eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit. Sozusagen der „kleine Bruder“ wurde 2003 bei Grabungen im Hohlen Fels in Schelklingen gefunden. Immer wieder zweifelten die Wissenschaftler, ob bei diesen figürlichen Tiernachbildungen tatsächlich ein Löwe die Vorlage war – oder vielleicht doch eher ein Tiger?

Nach Ansicht des Geoarchäologen Wilfried Rosendahl vom Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museum ist diese Frage gelöst, denn Wisenschaftler der Uni Mainz haben mit Hilfe von DNA-Analysen an Fundknochen vor sechs Jahren Erbmaterial des Höhlenlöwen nachgewiesen. Diese Forschungen zeigen laut Rosendahl auch, dass der Höhlenlöwe kein Tiger war, wie einige Wissenschaftler immer wieder vermuteten. Der namensgebende Fund des Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea), so informiert der Experte weiter, stammt aus der Zoolithenhöhle in der Fränkischen Alb.
Auch auf der Alb wurden in der Vergangenheit immer wieder Knochen vom Löwen gefunden, so beispielsweise in der Sybillenhöhle an der Teck, in der Gutenberger Höhle (Lenninger Tal) und in der Aufhausener Höhle (Kreis Göppingen). In der mittlerweile nicht mehr zugänglichen Höhle im Geislinger Stadtbezirk wurden sogar überaus weitere bedeutende Knochenfunde gemacht, unter anderem von Mammut, Nashorn, Rentier Wildpferd, Wisent, Wolf und Hyäne.
Wichtige Rückschlüsse lassen solche Funde auch auf die Klimaveränderungen auf unserem Planeten zu. Die jetzigen Verhältnisse, so wie wir sie kennengelernt haben, zeigen nur eine Momentaufnahme von Abläufen des klimatischen Geschehens. Welche Tiere unter eiszeitlichen Bedingungen gelebt haben, das behandelt ein neues Buch aus dem Filander Verlag in Fürth. „Eiszeittiere – Bewohner fränklischer Höhlen“ ist der fast 400 Seiten starke Band betitelt, der sich mit den Hinterlassenschaften ehemaliger tierischer Höhenbesucher befasst, wie es Autor Josef Theodor Groiß in seiner Vorbemerkung beschreibt. In einem kurzen Überblick wird die Genese der im Laufe von Tausenden von Jahren in den Kalken des Jura-Gebietes entstandenen fränkischen Höhlen dargestellt, was sich aber durchaus auch auf die Schwäbische Alb übertragen lässt. Die Reste von Säugetieren – auch solche von unseren menschlichen Vorfahren – werden, ob heute noch vorkommend oder bereits ausgestorben, besprochen. Vertreter von mehr als 80 Gattungen werden kurz abgehandelt und ihre wichtigsten Erkennungsmerkmale beschrieben und abgebildet. Aus dem Vorkommen der verschiedenen Fossilien ist es möglich, Aussagen über die Umweltbedingungen während ihrer Lebenszeit zu machen.
Auf Grund ihrer klimatischen „Bandbreite“ können Wissenschaftler, ob von den Resten des Höhlenbären, der Fledermäuse, des Wolfes oder Mammuts, Hinweise dafür geben, wie ihre Umwelt beschaffen war, wie die klimatischen Bedingungen während ihres Lebens ausgesehen haben mag. Eine Reihe von pathologisch beeinflussten Funden soll zeigen, dass das Leben auch vor Tausenden von Jahren kein Paradies war.