Verbindung zwischen Blauhöhle und Vetterhöhle gefunden!
BLAUBEUREN (ra) Die Verbindung zwischen Blauhöhle und Vetterhöhle bei Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) ist gefunden. Das bestätigten am Donnerstagabend, dem 5. Oktober, Michael Schopper (Stuttgart), Projektleiter bei der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Blautopf, und Markus Boldt von Arge Höhle und Karst Grabenstetten, die seit November 2002 über die Vetterhöhle versucht, in den Blautopf zu gelangen.
Nach ersten Informationen von Petra und Markus Boldt wurde eine Verbindung der beiden Karstsysteme zwischen einer Fortsetzung der so genannten „Walhalla“ in der Vetterhöhle und dem „Wolkenschloss“ in der Blauhöhle gefunden. Sowohl „Walhalla“ als auch „Wolkenschloss“ sind Höhlenhallen mit riesigen Ausmaßen.
Erst vor wenigen Tagen hatten die Forscher im Blautopf eine gewaltige Halle entdeckt, die den Namen „Apokalypse“ erhielt, aber viel tiefer im Berg liegt als das etwa 550 Meter hinter dem Quelltopf gelegene „Wolkenschloss“. Dort waren die Blauhöhlen-Taucher bereits vor acht Jahren aufgetaucht und hatten einen kleinen Bachlauf gefunden.
Die „Walhalla“ in der Vetterhöhle mit Ausmaßen von 70 Metern Länge, 40 Metern Breite und 30 Metern Höhe haben Forscher der Arge Grabenstetten erst Ende August dieses Jahres entdeckt. Laut Petra Boldt von der Arge Grabenstetten haben dieser Tage Udo Wieczorek und Andreas Scheurer einen Gang hinter der „Walhalla“ in nördlicher Richtung weiter verfolgt und dabei zwei kleinere Teiche gefunden. Mit einem Schlauchboot überwanden sie jetzt den zweiten Teich und stießen dahinter auf weitere Höhlenräume, die ihnen nach Aussage von Petra Boldt „von Fotos her bekannt vorkamen“. Nach Rücksprache mit Tauchern der Arge Blautopf deutete alles darauf hin, dass die Grabenstettener Forscher das „Wolkenschloss“ von der „trockenen Seite“ her erreicht hatten.
Jochen Malmann und Werner Gieswein von der Arge Blautopf tauchten deshalb jetzt in den Blautopf und in die Blauhöhle ein, wo sie sich im „Wolkenschloss“ nach eventuellen Spuren umsahen, die sie dann tatsächlich auch fanden. Um ganz sicher zu gehen, so berichten Petra und Markus Boldt, folgten sie diesen Spuren etwa 60 Meter weit und stießen schließlich in die Vetterhöhle vor, wo sie zur Vermessung verwendetes Trassierband der Arge Grabenstetten fanden. Die Forscher schrieben ihre Namen in den Höhlenlehm, um den Besuch zu dokumentieren, informiert Petra Boldt.
Für die Höhlenkundler der Arge Grabenstetten ist dieser Durchbruch ein riesiger Erfolg, denn bereits seit 2002 verfolgen sie die „trockene Spur“ in den Blautopf mit ziemlich hohem Aufwand (siehe Hintergrund zur Forschung in der Vetterhöhle).
Bei der am heutigen Freitag, 6. Oktober, in Westerheim (Alb-Donau-Kreis) beginnenden Höhlenforschertagung „Speläo-Südwest 2006“ dürfte der Forschungserfolg am Blautopf eines der Hauptthemen sein. Knapp 100 Höhlenforscher aus Südwestdeutschland treffen sich bis 8. Oktober an der Schertelshöhle. Das Tagungsprogramm dieses Treffens, das alle zwei Jahre in einer anderen südwestdeutschen Höhlenregion veranstaltet wird, sieht Diskussionen und Vorträge, aber auch Exkursionen und karstkundliche Wanderungen vor. Die Öffentlichkeit ist am Samstagabend, 7. Oktober, ab 20 Uhr an die Schertelshöhle eingeladen. Dann soll über die aktuelle Höhlenforschung im und rund um den Blautopf berichtet werden.
Hintergrund zur Forschung in der Vetterhöhle
Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden Blaubeurer Bürger bei der Suche nach weiteren, trockenen Zustiegen in den Blautopf auf der östlichen Seite des kleinen Galgentäles kurz hinter dem Ortsausgang Blaubeuren fündig. Unter der Leitung eines Herrn Vetter grub man etwa fünf Meter an einer Felswand entlang in die Tiefe, immer einem kräftigen Luftzug nach. Da außer der Felswand die Wände nur aus Schuttmaterial bestanden, musste in dieser Tiefe wegen Einsturzgefahr aufgegeben werden. Eine zum Schluss erfolgte kleine Färbung sprach sofort im Blautopf an. Weitere Ergebnisse dieser Färbung sind aber nicht bekannt.
Seit 2002 gräbt die Arge Grabenstetten in der „Vetterhöhle“, dabei ist ein rund 37 Meter tiefer Schacht entstanden, der teilweise bergmännisch verbaut wurde. Der Luftzug an der „Vetterhöhle“ war bisweilen enorm, aus Berichten der Arge Blautopf, die in dem von ihnen entdeckten „Wolkenschloss“ in der Blautopfhöhle von einen Wasserzufluss aus dem Deckenbereich berichteten, schlossen die Grabenstettener ein zweites Höhlen-Stockwerk mit einem Bachlauf nicht aus. Am 1. Mai 2006 erreichten die Forscher der Arge Grabenstetten bei einer Tiefe von 37,5 Meter einen zunächst ziemlichen engen horizontalen Durchschlupf in Richtung Blaubeuren. Er wurde „Tor der Hoffnung“ benannt und führte schließlich zur Entdeckung der Herbert-Griesinger-Halle (HGH). Dann folgten weitere Entdeckungen Schlag auf Schlag, zuletzt Ende August 2006 die der „Walhalla“. Neben ihren Erkundungen vermaßen und dokumentierten die Höhlenforscher das Karstobjekt.
Autor: Michael Rahnefeld