Neue Ausgrabungen in der Vogelherdhöhle in Planung
NIEDERSTOTZINGEN. Der Bedeutung der auf städtischer Gemarkung liegenden Vogelherdhöhle und ihrer weltberühmten eiszeitlichen Funde ist man sich in Niederstotzingen sehr wohl bewusst. Dies zeigte sich erneut, als es im Gemeinderat um eine finanzielle Beteiligung der Stadt an den geplanten neuen Ausgrabungen in der Höhle ging.
Bürgermeister Gerhard Kieninger berichtete in der Sitzung am Dienstagabend, dass das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen beabsichtige, in den Jahren 2005 und 2006 jeweils drei Monate in der Vogelherdhöhle zu graben. An Kosten für jede der beiden Grabungskampagnen habe das Institut 130 500 Euro ermittelt. Bei der Stadt sei nach einer finanziellen Unterstützung angefragt worden.
1931 wurde die Vogelherdhöhle bei Stetten ausgegraben. Damals fand man die berühmten Tierplastiken, die vor über 30 000 Jahren aus Mammut-Elfenbein geschnitzt wurden. Das kleine Wildpferdchen ziert heute als Logo städtische Veröffentlichungen und Schilder.
Bei den jetzt geplanten Nachgrabungen gehen die Archäologen davon aus, dass sich im Abraum des Höhlensediments noch ein Großteil an Funden verbirgt, so unter anderem die fehlenden Fragmente der einzigartigen Tierfiguren. Wesentliche neue Erkenntnisse würden erwartet, so Kieninger. Darüber hinaus plane das Land Baden-Württemberg für 2008 eine große Landesausstellung über Eiszeitkunst und -kultur.
Trotz einer Förderung der Grabungskampagnen durch das Landesdenkmalamt in Höhe von 50 bis 70 Prozent bleibe noch ein erheblicher Rest an Kosten übrig, schilderte der Bürgermeister. Neben anderen unterstützenden Seiten sei auch Niederstotzingen als Gemarkungsraum der Höhle hier zur Beteiligung gefragt. Einen Haushaltsansatz dafür gebe es zwar nicht, doch seien Gelder für die Stadtmauer eingestellt, die bisher nicht gebraucht würden. Kieninger schlug eine Förderung mit insgesamt 10 000 Euro vor.
„Wir sind sehr interessiert an den Ausgrabungen“, sagte Stadträtin Brigitte Kronwitter für die Fraktion CDU-Wählerblock. 5000 Euro für jede der beiden Kampagnen könne man sich als Beteiligung vorstellen. Vielleicht könne die Stadt auch wirtschaftliche Vorteile daraus ziehen. Es gebe sicher Möglichkeiten, antwortete Kieninger. So seien eventuell die Aufarbeitung von Funden am Ort oder Führungen während der laufenden Ausgrabungen denkbar.
Monika Maelzer befürwortete namens der Bürger- und Wählerinitiative die Ausgrabungen ebenfalls. Zur Unterstützung der Archäologen könne vielleicht ein Arbeitskreis gegründet werden. Für die SPD als dritte im Gemeinderat vertretene Fraktion sprach sich Theodor Feil für die Förderung der Grabungen aus. Das Vorhaben solle nicht an der Finanzierung scheitern. 10 000 Euro seien machbar auf zwei Jahre verteilt. Feil erkundigte sich dann nach Verwertungsmöglichkeiten der Funde durch die Stadt. Es bestehe Kontakt zum Institut der Uni Tübingen, erklärte der Bürgermeister. Die Funde seien aber Landeseigentum. Vorstellbar sei es sicherlich, Repliken der Funde zu erhalten.
„Es ist entscheidend, dass das Pferdchen auch immer mit der Stadt Niederstotzingen verbunden bleibt“, meinte Klaus-Ulrich Kunze.“Dieses Pferd ist Allgemeingut“, heiße es von anderer Seite, so Kieninger. Es sei schwierig, das Stück zu vereinnahmen.
Einstimmig wurde eine Förderung von 10 000 Euro bewilligt.
Autor: Klaus Dammann
Aus HZ vom 24. 02. 2005