„Fühlen uns wohl in Böttingen als Grabenstetter“
BÖTTINGEN Seit zwölf Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Höhle und Karst Grabenstetten ihr Domizil in Münsingen-Böttingen (Kreis Reutlingen). Wie es dazu kam und was die Höhlenforscher machen, wurde am Freitagabend im Dorfgemeinschaftshaus Böttingen erläutert.
„Es war schon lange geplant, einmal hier in Böttingen einen Info-Abend zu veranstalten“, begrüßte Christoph Gruner, der Vorsitzende der rund 140 Mitglieder zählenden höhlenkundlichen Vereinigung, die kleine Schar der Interessierten am Freitagabend im Dorfgemeinschaftshaus in Böttingen. „Für uns ist es wichtig, heute hier zu sein, weil wir seit zwölf Jahren unser Vereinsheim hier am Steinbruch haben“, sagte Gruner. Warum der Verein den Namen Grabenstetten führe, wo er doch jetzt schon lange in Böttingen ansässig sei, auch das konnte der Vorsitzende erklären. Anfang der 70er-Jahre ist der Verein an der Falkensteiner Höhle entstanden, die Höhle werde auch heute noch betreut. Als es dann zum juristischen Sitz des eingetragenen Vereins kam, war dies Grabenstetten. Hier hatte die damals noch kleine Truppe zunächst einen Vereinsraum im alten Schulhaus, später in einem angemieteten Wohnhaus, das aber verkauft wurde. So saß die Arge quasi auf der Straße. Mittlerweile sei die Arge Grabenstetten als einer der größten Höhlenvereine Deutschlands in der Szene ein Markenzeichen. Die „Grabis“ seien überall bekannt, da wechsle man nicht einfach den Namen. Obgleich, auch das machte Gruner deutlich, die „Grabis“ von der Gemeinde Grabenstetten keine große Unterstützung erfuhren. Der Grund liege wohl darin, dass die Mitglieder des Vereins nicht ortsansässig sind. „Ziehen Sie mit dem Zirkel einen 70 Kilometer großen Radius um Böttingen, dann erfassen sie zwei Drittel unserer Mitglieder“, erklärte Gruner. Andere Mitglieder leben im Bundesgebiet, im europäischen Ausland oder gar in Übersee.
Nach Jahren als Gast im Römersteinhaus in Donnstetten habe man schließlich in Böttingen vor zwölf Jahren gute Unterstützung erhalten und mit dem Obdach am alten Marmorsteinbruch das ideale Vereinsheim gefunden. „Der Steinbruch passt zu uns, wir fühlen uns hier wohl als Grabenstetter“, schloss der Vorsitzende seine Erläuterungen.
Über das Schaffen und Tun des Vereins im Verlauf eines Jahres gab Robert Winkler aus Tübingen per PowerPoint-Präsentation einen kurzen Abriss. Am Beispiel „Kühles Loch“, einer kleineren Höhle bei Öschingen, zeigte er Forschung und Dokumentation an Albhöhlen auf. In diesem Fall wurde 2005 sogar ein kleiner Höhlensee abgepumpt, um den weiteren Verlauf der Höhle zu untersuchen.
Exkursionen und Forschung führen die „Grabis“ aber auch ins Ausland, so forschten sie im vergangenen November auf Einladung ihres Vereinsmitglieds Dr. Mark Morgan in Wales (Großbritannien) in einem 50 Kilometer langen Höhlensystem. Noch gigantischer werden die Ausmaße, wenn die Höhlenforscher im 1600 Meter hoch gelegenen Schwarzmooskogel-Gebiet im Toten Gebirgen (Österreich) auf Expedition gehen. Hier wurde im Verlauf der letzten Jahre mit großem Aufwand ein alpines Höhlensystem von 57 Kilometern Länge und 1000 Meter Höhenunterschied sehr detailliert erforscht und dokumentiert, wie die eindrucksvollen Bilder bewiesen. Einer der ersten, der hier schon sehr früh geforscht habe, sei das Mitglied Klaus Gebhard aus Böttingen, unterstrich Winkler.
Zum Abschluss des Abends zeigten die Forscher noch den von Michael Diefenbach gedrehten Film über die Befahrung der 4000 Meter langen Falkensteiner Höhle, „die Haus- und Hofhöhle“ der Arge Grabenstetten, die von einem Bach durchflossen wird und in der mehrfach getaucht werden muss.
Böttingens Ortsvorsteherin Margit Simmendinger zeigte sich beeindruckt von der Arbeit des Vereins, bedauerte aber, dass nicht mehr Böttinger Bürger die Gelegenheit zur Information an diesem Abend genutzt hatten, nur etwa 20 Zuhörer waren im Saal.