Besucher des Gästeabends erlebten abwechslungsreiches Programm
GRABENSTETTEN / BÖTTINGEN Interessantes über Geologie und Kulturgeschichte des Böttinger Marmorsteinbruchs erfuhren die etwa 100 Zuhörer am Samstagabend in der Falkensteinhalle zu Grabenstetten. Dann wurden sie zu einer „Höhlenreise“; ins rumänische Bihargebirge entführt.
Seit zehn Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten ihr Vereinsheim direkt am ehemaligen Marmorsteinbruch von Böttingen. Da ist es nur selbstverständlich wenn sich die Höhlenkundler und Wissenschaftler des 150 Mitglieder zählenden Vereins eingehend mit dem Naturdenkmal auseinandersetzen. Dr. Wilfried Rosendahl erläuterte am Samstagabend beim traditionellen Gäste- und Informationsabend der höhlenkundlichen Vereinigung ausführlich die Entstehung des Geotops, das seine Existenz der vulkanischen Aktivität in diesem Gebiet der Alb vor etwa 14 Millionen Jahren verdankt. Der Wissenschaftler erläuterte die diversen Gesteinsformen, die im Steinbruch gefunden werden und was sie über das frühere Landschaftsbild verraten. So erfuhren die Zuhörer beispielsweise, dass hier vermutlich einmal Geysire brodelten und es sich beim Böttinger Marmor, der seit 1760 in unterschiedlichen Zeitabschnitten immer wieder abgebaut wurde, im wissenschaftlichen Sinne gar nicht um Marmor handelt, sondern um Thermalsinter, so wie er beispielsweise auch an den warmen Quellen im tschechischen Karlsbad entsteht. Das Gestein fand unter anderem im Stuttgarter Schloss Verwendung.
Als besonders bedeutsam nannte Rosendahl für die Wissenschaft die eingekrusteten Funde von Fauna und Flora, die von kompletten Frosch- und Schlangenskeletten bis hin zu heute hier nicht mehr vorhandenen Pflanzenarten reichen. Aber auch die Kulturgeschichte streifte der Wissenschaftler und verwies auf das alte Maschinengebäude und die darin noch enthaltenen Maschinen, die bereits Museumsstücke seien. Er kündigte an, die Arge Grabenstetten wolle mit Unterstützung des Ortes Böttingen dieses Gebäude bis zum Winter 2006 möglichst derart sichern, dass Werkzeuge und Maschinen darin restauriert und ausgestellt werden können. Nicht zuletzt sollen Steinbruch und Maschinenhaus bei der Internationalen Geotoptagung im Jahre 2006 in Ulm auch ein Exkursionsziel werden. Zunächst wird aber am 17. und 18. September 2005 erst einmal wieder die interessierte Bevölkerung zum Steinbruchfest und zum Tag des Geotops an den Steinbruch geladen. Und wer sich noch eingehender mit der Geologie der Schwäbischen Alb auseinander setzen will, der sollte sich bereits den kommenden 15. Dezember vormerken, da wird Rosendahl im Rahmen der so genannten Karstrunde ab 19 Uhr in Tübingen (Hörsaal geographisches Institut, Hölderlinstraße 12) öffentlich über die neuesten Forschungsergebnisse am bodenlosen See und den Kalktuffbarren im Seeburger Tal referieren. Ab Seeburg wir ein Sonderbus nach Tübingen fahren.
Als zweiten Programmpunkt des Abends kündigte Arge-Vorsitzender Christoph Gruner schließlich eine eindrucksvolle Bilderreise in die „Unterwelten“ Rumäniens an. Unterlegt mit der passenden Musik „entführten“ Max Wisshak, Andreas Schober und Gaspard Magarinos mit fantastischen Fotos in das Bihargebirge im westlichen Rumänien. Hier bieten sich in den teilweise zigmal größeren Höhlen als auf der Alb so viele Bildmotive, dass der Vortrag hätte beliebig verlängert werden können. Etliche der Fotos aus der so genannten Altarhöhle finden sich auch in einem Fotokalender 2005 von Andreas Schober wieder, der über die Arge Grabenstetten vertrieben wird.