Viele Tiere halten Winterschlaf
GEISLINGEN Wirkliche Naturfreunde vermeiden Störungen – Höhlen bis 15. April gesperrt Murmeltiere, Siebenschläfer und Fledermäuse haben eines gemeinsam, um das sie so mancher beneidet: Sie halten Winterschlaf. Jetzt ist es wieder so weit, in der Natur ist Ruhe eingekehrt. Die Tiere sollten nicht gestört werden, bitten Experten.
Die Zeichen stehen auf Winter. Das spüren Mensch und Tier. Die Fledermäuse ziehen sich jetzt wieder in ihre Winterquartiere zurück. Die Schutzzeit für die kleinen Säuger begann am 15. November und dauert bis zum 15. April kommenden Jahres. In diesem Zeitraum dürfen etliche Höhlen auf der Schwäbischen Alb nicht mehr besucht werden, viele Schauhöhlen stellen ihren Betrieb ein.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten (Kreis Reutlingen), Christoph Gruner, erklärt, dass sich der Verschluss von Höhlen und Stollen, also den Winterquartieren der Fledermäuse, in den vergangenen Jahren für die Tiere bezahlt gemacht hat: „Ihre Population hat zu- und nicht abgenommen.“ Gruner freut sich darüber, „denn Fledermäuse sind nützliche Insektenvertilger und keine gruseligen Monster“. Glücklicherweise habe sich das Bewusstsein in der Bevölkerung in dieser Ansicht geändert. Als Alternative zur chemischen Schädlingsbekämpfung gewännen die Kleinsäuger zunehmend an Bedeutung. Ein deutliches Zeichen zum Schutz der Fledermäuse ist nach Ansicht des Höhlenexperten und Sonderschulrektors der Erhalt von Streuobstwiesen und alter Gehölze.
Umwelt- und Tierschützer helfen den gefährdeten Fledermäusen durch den Erhalt von Höhlen und Steinbrüchen. Eine weitere Methode ist die Einrichtung von Winterkästen. Die zylinderförmigen Kästen haben eine mindestens zehn Zentimeter dicke Außenwand, sind 1,20 Meter hoch und sind innen mit Holzlamellen versehen. So können sich die Fledermäuse an die Wände und die Decke hängen. In diese Kästen passen bis zu 50 Tiere.
„Die Fledermäuse brauchen einen Schlafplatz, der frostfrei, aber nicht zu trocken ist“, erläutert der Geislinger Fledermausexperte Manfred Baumeister. Erst kürzlich hat er eine Zweifarben-Fledermaus mit Mehlwürmern wieder aufgepäppelt, die sich in das Haus eines Geislingers verirrt hatte (wir berichteten).
Die Temperaturschwankungen im Winter sind den Experten zufolge die größten Feinde der kleinen Säugetiere. Ein natürlicher Unterschlupf in einer Ruine, einem Dachstuhl, einer Baumhöhle oder einem Keller sei immer besser als der Platz in den Winterkästen. Baumeister und Gruner warnen davor, Fledermäuse aufzuwecken. Eine Störung der winterschlafenden Tiere kann deren Tod bedeuten, da der Energieverbrauch beim „Hochfahren“ des Blutkreislaufs enorm hoch ist, die Reserven dann aber nicht mehr ausreichen, um ohne Nahrung über die kalte Jahreszeit zu kommen.
Auch die Höhlenforscher, so berichtet Gruner weiter, würden sich deshalb in ihrer Forschungstätigkeit in den Wintermonaten beschränken. Naturfreunde und Wanderer werden ebenfalls aufgefordert, Besuche von Höhlen zu vermeiden, um die Kleinsäuger nicht zu stören. Nach Angaben der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Nordbaden gibt es 22 Fledermausarten im Südwesten. Am häufigsten sind die nur fünf bis sechs Gramm schweren Zwergfledermäuse, die sich oft in der Nähe von Siedlungen aufhalten und bereits am frühen Abend fliegen. Das Große Mausohr wird mit einem Gewicht von etwa 30 Gramm und einer Flügelspannweite von bis zu 35 Zentimetern als größte heimische Art angesehen.
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Weitere Info im Internet unter: http://www.arge-grabenstetten.de oder http://www.nabu-heidelberg.de/fledermausschutz.htm