Gästeabend 2022: Die Höhlenwelt rund um Grabenstetten birgt noch viele Geheimnisse

(ra) Das Interesse daran war riesig, wie der 45. Gäste- und Info-Abend am Samstag in Grabenstetten bewies.
Erst vor zwei Jahren wurde der Schlossbergbröller bei Gutenberg entdeckt, schon zählt er mit fast 600 Metern vermessener Länge zu den Großhöhlen der Schwäbischen Alb, und er kann durchaus noch viel länger werden. Auch der Büchelbrunner Bröller südlich von Grabenstetten und der Elsachbröller direkt gegenüber der berühmten Falkensteiner Höhle sind noch aktive Wasserhöhlen mit viel Potenzial, wie die Forscher beim Gäste- und Info-Abend der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Höhle und Karst Grabenstetten am Samstag in der Falkensteinhalle in Wort und Bild berichteten. Tewje Mehner, der Vorsitzende des 200 Mitglieder zählenden Vereins zog am Wochenende bereits eine positive Bilanz zu dieser Veranstaltung, die knapp 400 Besucher anlockte. Er sprach wörtlich von einer „Veranstaltung mit Wohlfühlcharakter und hohem Interesse an regionaler und lokaler Höhlenforschung bei uns auf der Alb“.
Und das Interesse der Besucher wurde mehr als belohnt. Beispielsweise durch Andreas Kücha und Jörg Haussmann, die die junge Forschungsgeschichte am Schlossbergbröller in Gutenberg detailliert vorstellten. Wieder einmal ist eine große Alb-Höhle mehr oder weniger durch Zufall entdeckt worden und das Engagement kompetenter Forscher machte sich bezahlt. Der 54-jährige Kücha, seit Jahren als erfahrener Höhlentaucher der Höhlenforschungsgruppe Ostalb – Kirchheim (HFGOK) weit über Deutschland hinaus bekannt, drang mit aufwändiger Arbeit mit seinen Kameraden durch diverse Siphons bis tief unters Schopflocher Moor vor. Das dunkle Moorwasser, das durch die Höhle entwässert wird, hat die teilweise hohen Gänge und Hallen mit einem dunklen Überzug versehen. Ein weiterer, bislang wegen seiner Enge noch nicht durchtauchter Siphon birgt weitere Geheimnisse dieser Höhle. Aber die Forscher bleiben dran und wollen sie lüften.
Kücha erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Gutenberg quasi die Wiege der Höhlenforschung sei. Der Pfarrer Karl Gussmann hat sich dort im 19. Jahrhundert um die Entdeckung der Gutenberger Höhlen verdient gemacht und 1898 den ersten Höhlenverein in Deutschland gegründet. Gutenberg und das Lenninger Tal seien ein Höhlenparadies, sagte Kücha, „mit vielen Höhlen auf kleinstem Raum“. Zusammen mit seinen Kameraden von der seit 50 Jahren bestehenden HFGOK, die weltweit rund 1100 Höhlen, davon 800 auf der Schwäbischen Alb erforscht und dokumentiert haben, zeigte sich der Forscher auch darauf gespannt, was die beiden jungen Arge-Forscher Séverine Bär und Tim Schmitt aus Büchelbrunner und Elsachbröller zu berichten hatten.
Der Elsachbröller, ein der Teil der sogenannten Grabenstetter Großhöhle, war schon in den 80er-Jahren immer wieder Forschungsprojekt der Arge Grabenstetten. Dazu wurden die Siphons in der Höhle abgepumpt. Die Teile hinterm sogenannten „Schattensiphon“ hat der Pforzheimer Höhlentaucher Jochen Hasenmayer bereits in den 1960-er Jahren erkundet. Die genaue Vermessung und Dokumentation dieser hinteren Höhlenteile und ihre weitere Erkundung haben sich Bär und Schmitt zur Aufgabe gemacht. Für die mühsamen „Anmarschwege“ in diese tief im Berg gelegenen Höhlenteile mit Taucherflaschen werden bis zu zwölf Stunden benötigt, da zäher Lehm und Engstellen das Vorankommen nur schwer ermöglichen wie eindrucksvolle Bilder zeigten.

Ob es am vorläufigen Ende rund zwei Kilometer im Berg Fortsetzungen gibt, werden weitere Vorstöße zeigen ebenso wie im Büchelbrunner Bröller, wo die beiden jungen Forscher versuchen, in der L-Halle weiter voranzukommen. Bis zu dieser Stelle müssen aber schon Siphons mit 130 Meter Länge und 24 Meter Tiefe durchtaucht werden. Auch dieser Bröller wird von den Arge-Mitgliedern vermessen und dokumentiert.
Den höhlenkundlichen Vereinen auf der Alb geht die Arbeit nicht aus und dazu braucht es noch nicht einmal solch riesige Höhlen wie das Blauhöhlensystem mit bislang fast 17 Kilometern vermessener Gesamtlänge. Auch an anderen Stellen des Mittelgebirges gibt es immer wieder Überraschungen für die Höhlenforschung.

Michael Rahnefeld