Verbände fordern Verbot des Tropfsteinhandels in Europa
MÜNCHEN (ra) Analog zu dem Handelsverbot für bedrohte Tierarten fordern die höhlenforschenden Verbände Europas vor dem kommenden „Tag des Geotops“ am 21. September ein Verbot des Handels mit Tropfsteinen. Gleichzeitig soll europaweit ein „Tag der Höhle“ eingeführt werden. Das teilte jetzt der Verband der Deutschen Höhlen und Karstforscher (VdHK) mit.
Bereits zum siebten Male wird am kommenden Sonntag, 21. September der „Tag des Geotops“ begangen. Der VdHK und andere europäische Höhlenforscherverbände wollen künftig den „Tag des Geotops“ auch zum „Europäischen Tag der Höhle“ machen. Entsprechende Vereinbarungen seien kürzlich bei einem Fachkongress in Vercors in Frankreich vereinbart worden, teilte jetzt Bärbel Vogel, die Vorsitzende des in München ansässigen Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher, mit.
Gleichzeitig forderte die VdHK-Vorsitzende ein Verbot für den Handel mit Tropfsteinen. Aktueller Anlass ist der Diebstahl eines großen Tropfsteins aus der Binghöhle bei Streitberg in der Fränkischen Schweiz (Bayern). Unbekannte stahlen dort Anfang September einen jahrtausende alten Tropfstein. Die nächtliche Eindringlinge hatten den knapp zwei Meter hohen Stalagmiten etwa in Hüfthöhe angesägt und anschließend abgeknickt. „Leider gibt es auf Mineralienbörsen und im Internethandel immer wieder Angebote. Zu beweisen, dass ein Tropfstein wirklich aus einer bestimmten Höhle stammt ist immer schwierig“, sagt die VdHK-Vorsitzende Bärbel Vogel. Der jüngste Diebstahl eines Stalagmiten mache deutlich, dass ein dringender Handlungsbedarf bestehe.
Die Betreiberin der Schauhöhle rief zwischenzeitlich die Diebe um Rückgabe des Millionen Jahre alten Exemplars auf, da der materielle Wert nur sehr gering sei. Tropfsteine sind wegen ihrer kristallinen Struktur zur Schmuckherstellung nicht geeignet und verlieren außerhalb der Höhlen rasch ihren Glanz, heißt es in der Mitteilung des VdHK.
Bärbel Vogel verweist darauf, dass Tropfsteine unterirdische Klimaarchive sind. Wie bei einem Baum mit seinen Jahresringen beeinflussen auch unterirdisch die Umweltbedingungen das Wachstum, so Vogel. So kann die Wissenschaft anhand von Tropfstein-Wachstumsphasen Warm- und Kaltzeiten bestimmen.
Bereits im Januar diesen Jahres hat laut VdHK der spanische Europaabgeordnete Mikel Irujo eine Anfrage zum Tropfsteinhandel an die Europäische Kommission gestellt. Diese hatte sich jedoch als nicht zuständig erklärt. Völlig unverständlich für Mikel Irujo, denn in den USA ist beispielsweise der Tropfsteinhandel seit 1988 verboten, teilt Bärbel Vogel mit. Irujo habe mittlerweile eine zweite Anfrage an die Kommission gerichtet. Zwischenzeitlich wurde eine Deklaration zum Höhlenschutz ins Europäische Parlament eingebracht. Erstmals, so Vogel, soll europaweit der Schutz der Höhlen- und Karstgebiete sowie der Höhleninhalte behandelt werden. Dazu seien allerdings noch die Unterschriften von über der Hälfte aller Abgeordneten des europäischen Parlaments nötig, sagt die VdHK-Vorsitzende.
Der Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher, die Europäische Speläologische Föderation sowie der Speläologische Welt-Verband (UIS) wollen jetzt mit einer Werbekampagne auf die Bedrohung dieser unterirdischen Schätze aufmerksam machen, um damit einen einheitlichen Schutzstatus in Europa zu erreichen.
Der Tag des Biotops am 21. September kommt dabei gerade richtig. Denn an diesem Tag geht es nicht nur um die Besichtigung von erdgeschichtlichen Naturschönheiten oder wissenschaftlich wichtigen Gesteinsaufschlüssen, sondern auch darum, dass Geotope mit ihren Botschaften in weite Bereiche unserer Gesellschaft wirken und seit alters für viele Menschen eine besonders Bedeutung haben, betont die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, als Schirmherrin der Veranstaltung in einem Grußwort.