Vampirfledermäuse haben Geschmack gewandelt
BERLIN Vampirfledermäuse holen sich ihre Mahlzeiten neuerdings lieber bei Weidevieh als bei Wildtieren aus dem Regenwald. Das hat ein Atemtest gezeigt, wie Berliner Forscher gemeinsam mit schottischen Kollegen im „Journal of Comparative Physiology B“ (online veröffentlicht) berichten. Das meldet die Deutsche Presseagentur.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die seltenen Nachttiere durch Blutmahlzeiten bei Kuhherden besser vermehren können, weil dieses Nahrungsangebot viel größer ist als jenes bei Wildtieren im Regenwald, meldet die Deutsche Presseagentur (dpa).
Vampirfledermäuse leben nur in Zentral- und Südamerika und wiegen ungefähr 30 bis 40 Gramm. Die Vampire seien Opportunisten und profitierten vom Raubbau an der Natur, berichtete Christian Voigt vom Leibniz-Institut für Wildtierforschung am Mittwoch in Berlin. In Lateinamerika wird immer mehr Regenwald abgeholzt, um Weideland zu gewinnen. Normalerweise litten darunter Flora und Fauna, nicht jedoch die Vampire, ergänzte Voigt. Mussten sie früher im dichten Regenwald lange nach einem Tapir oder Wildschwein jagen, stehen nun Kühe wie auf einem silbernen Tablett serviert auf eingezäunten Weiden.
Da Vampirfledermäuse gern zu ihren Opfern zurückkehren, schade das Blutsaugen mittelfristig den Kühen, erläuterte Voigt. Der Geschmackswandel der Vampire mache deshalb die Weidebauern wütend. „Sie werfen Dynamitstäbe in Höhlen. Damit töten sie aber auch nützliche Fledermausarten, die zum Beispiel Samen verteilen“, berichtete Voigt. Das wiederum schade dem ökologischen Gleichgewicht des Regenwaldes, zitiert dpa.
Die veränderten Vampir-Ernährungsgewohnheiten wiesen die Forscher des Leibniz-Instituts gemeinsam mit Universitäts-Kollegen aus Berlin und dem schottischen Aberdeen über Atemproben nach. Nach einer Blutmahlzeit von Kühen hat der Fledermausatem eine anderes Kohlenstoff-Isotopenverhältnis als nach dem Saugen an Tapir oder Wildschwein, heißt es bei dpa.