Wasserfälle tief im Berg hinterm Blautopf
BLAUBEUREN Forscher der „Arbeitsgemeinschaft Blautopf“ sind in der Blauhöhle über den bisherigen Endpunkt hinaus rund 1,5 Kilometer weiter ins Unbekannte vorgedrungen. Dort, gut vier Kilometer Wegstrecke vom Blautopf entfernt, rauscht Wasser über zehn Meter hohe Kaskaden. Das berichtet die Südwest Presse (SWP).
Demnach sind Andreas Kücha und Jochen Malmann tief im Berg auf Kaskaden gestoßen: Das Wasser schießt dort über bis zu zehn Meter hohe Kaskaden nach unten, teilweise hat es einen freien Fall von ungefähr fünf Metern, heißt es im Beitrag von Joachim Striebel. Von einem lauten Getöse spricht demnach Andreas Kücha. Das Wasser komme von einen Fluss, den die Forscher durchschwommen haben und den sie „Urdonau“ nennen.
Bei der bisher einzigen Expedition in diesen hinteren Teil der Blauhöhle haben Kücha und Malmann noch mehr Interessantes entdeckt. Etwa einen Schlot, der senkrecht nach oben führt und durch den ein solch starker Luftzug nach unten zieht, dass die Wasseroberfläche des Flusses Wellen schlägt, heißt es im Zeitungsbeitrag.
Über eine Verbindung nach oben wird nur spekuliert. Andreas Kücha will sich nicht festlegen. Auch, ob es an der jetzt erreichten Stelle weitergeht, ist unklar. An einem Endversturz war vorerst Schluss. Doch laut Kücha geht es etwa 400 Meter vor dem Versturz ein Seitengang ab, der offenbar „attraktiv“ Aussieht, aber schwieriges Klettern erfordert.
Klettern mussten die Forscher auch, um von der im September 2006 entdeckten Höhlenhalle „Apokalypse“ und der sich anschließenden „Halle des verlorenen Flusses“ weiterzukommen. Andreas Kücha, Jochen Malmann, Werner Gieswein und Michael Kühn stiegen am nördlichen Ende der Halle über einen fünfzig Meter hohen Schuttkegel nach oben, heißt es im Beitrag der SWP.
Doch nicht dort, sondern in westlicher Richtung, nach einem 40-Meter-Anstieg, ging’s weiter. Durch Gänge, wo der Fluss mal oberflächlich und mal versteckt fließt, gelangten Kücha und Malmann sieben Stunden nach dem Abtauchen im Blautopf schließlich an den Endversturz, schreibt Joachim Striebel.
Bei einem Vortrag am Donnerstag im Laichinger Höhlenrasthaus vermittelten Kücha, Malmann und Gieswein mit Dias und einem Film etwas von der Faszination der Blauhöhle. Sie zeigten phantastische Aufnahmen vom Abtauchen im Quelltopf und vom Auftauchen im 1200 Meter entfernten „Mörikedom“, wo es selbst unter Wasser große Tropfsteine gibt. Und sie zeigten und schilderten die Tour im von Luft erfüllten Teil der Blauhöhle durch mehrere Engstellen bis zur „Apokalypse“. Immer wieder schneeweiße Säulen, wahre Tropfstein-Dschungel, mit Wasser gefüllte Sinterbecken und so genannte Excentriques – Tropfsteine, die gegen die Schwerkraft wachsen.
In der „Halle des verlorenen Flusses“ fanden die Forscher das Skelett eines Wiesels. Laut Kücha hat es vermutlich erst ein Jahr dort gelegen, demnach müsse also zumindest eine kleine Verbindung von der Höhle zur Oberfläche bestehen.
Eine Frage interessierte die Besucher im Laichinger Höhlenrasthaus besonders: Wo befinden sich die neuen Hallen und Gänge? Die Neuentdeckungen könnten noch nicht in Topografische Karten eingetragen werden, denn sie seien noch nicht vermessen, antworteten die Forscher.
Das Vermessen der Höhle ist eine Aufgabe von Jahren. Bisher kommen nur spezialisierte Höhlentaucher in den hinteren Abschnitt der Blauhöhle. Ein trockener Zugang würde die Erforschung deshalb ungeheuer erleichtern. Dann müssten die Höhlenforscher nicht mehr mit schwerem Gepäck aus Biwakzelt, Schlauchboot, Scheinwerfer und Verpflegung durch den Blautopf tauchen, heißt es im Zeitungsbericht der SWP.