Für drei Jahre in die Höhle
ROM Der 53-jährige italienischer Soziologe und Höhlenforscher Maurizio Montalbini will bis zu drei Jahre in einer unterirdischen Grotte ausharren, um die Reaktionen seines Körpers auf die Abgeschiedenheit und Dunkelheit zu testen. Das melden mehrere Nachrichtenagenturen. Am Mittwoch sei der Italiener in die Höhle eingestiegen.
Wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ berichtete dient das Experiment der Erforschung der „inneren Uhr“. Die Untersuchungsergebnisse sind nützlich, um beispielsweise Medikamente besser dosieren und Stress und Schlaflosigkeit bekämpfen zu können, wir „La Repubblica“ im T-Onlie-Portal zitiert.
Maurizio Montalbini hatte in den neunziger Jahren schon einmal ein Jahr in einer Grotte verbracht. Das Experiment stand unter Aufsicht der NASA und sollte die Wirkung der Isolation auf einen Menschen untersuchen. Die Raumfahrtbehörde wollte aus dem Szenario ableiten, wie Menschen auf lange Raumflüge reagieren.
Ohne den Rhythmus von Tag und Nacht hatte Montalbini das Zeitgefühl verloren. Als er nach 366 Tagen wieder ans Licht kam, war er überzeugt, nur 219 Tage unter der Erde gelebt zu haben. Auch Stefania Follini, eine damals 27-jährige Innenarchitektin, die Ende der 80er Jahr vier Monate unter Tage lebte, beobachtete ähnliches: Zwei Tage wurden zu einem, sie blieb bis zu 20 Stunden am Stück wach.
Montalbini hatte mit seinem Höhlenjahr damals einen Weltrekord aufgestellt. Um sich die Zeit zu vertreiben, radelte er auf einem Fahrradergonometer und las 180 Bücher. Mit der oberirdischen Welt konnte er nur per Computer kommunizieren. Vor seinem erneuten Abstieg in eine Grotte sagte er der Zeitung, er habe seinem Kontrollteam an der Erdoberfläche erlaubt, ihn „maximal drei Jahre“ in seinem unterirdischen Gefängnis zu lassen.
Der Soziologe wird in 80 Metern Tiefe unter der Erdoberfläche in einer zwei Meter breiten, 50 Meter langen und fünf Meter hohen Höhle leben. Die Temperatur unter Tage schwankt zwischen neun und zehn Grad. Trinkwasser bekommt Montalbini durch einen Schlauch von außen, seine Verpflegung besteht vor allem aus künstlicher Nahrung. Daneben nimmt er vier Kilogramm Honig, zwei Kilo Nüsse und 1,5 Kilogramm Schokolade mit in sein unterirdisches Verlies.