50 Jahre VdHK, 250 Jahre Erdmannshöhle und Jahrestagung in Hasel

HASEL Der Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher (VdHK) feiert im Rahmen seiner 45. Jahrestagung vom 26. bis 29. Mai in Hasel (Kreis Lörrach) sein 50-jähriges Bestehen. Zweiter Anlass zum Feiern: Die dortige Erdmannshöhle wird als Schauhöhle 250 Jahre alt.
Die Höhlenforscher Deutschlands, aber auch Gäste aus der Schweiz und aus Österreich werden sich vom 26. bis 29 Mai in Hasel im Südschwarzwald zur 45. Jahrestagung treffen. Auf dem Programm stehen höhlenkundliche Exkursionen, Vorträge und die 51. Jahreshauptversammlung des Verbandes. Mit einem Festbüffet im Rathaus am Samstagabend, 28. Mai, feiern die Höhlenkundler ihr 50-jähriges Bestehen. Zudem wird es bereits am Donnerstagabend, 26. Mai, ein Konzert in der Erdmannshöhle geben, die als Schauhöhle 250 Jahre alt wird. Sie ist damit eine der ältesten Schauhöhlen in Deutschland. Wie alte Sagen berichten, sollen die Erdmännlein, die der Höhle ihren Namen gaben, fleißig und freundlich, vor allem aber hilfsbereit gewesen sein. Auch der große Volksdichter Johann Peter Hebel ließ die Sage in einige seiner Werke mit einfließen.
Die vermessene Gesamtlänge der Höhle beträgt 2185 Meter, der Schauteil der Höhle ist 360 Meter lang. Während der Tagung wollen die Forscher versuchen den so genannten „Hoffnungslosenversturz“ in der Höhle zu überwinden. Höhlenexperten vermuten, dass sich dahinter ein weiteres vier Kilometer langes Höhlensystem befindet.
Der VdHK zählt heute rund 2000 Mitglieder in 99 höhlenkundlichen Vereinen und Gruppen, die wiederum überwiegend in sechs Landesverbänden organisiert sind. Angeschlossen sind dem VdHK auch etliche der 52 Schauhöhlen in Deutschland.
Die Geschichte der organisierten deutschen Höhlenforschung ist weit über 100 Jahre alt. 1889 wurde – als erster deutscher und als einer der weltweit ersten Höhlenvereine in Gutenberg im Lenninger Tal – der Schwäbische Höhlenverein gegründet, dessen Tätigkeit hauptsächlich aus paläontologischer und archäologischer Arbeit bestand, berichtet VdHK-Vorsitzender Michael Laumanns (Berlin). Nach dem ersten Weltkrieg entstanden mehrere weitere Höhlenvereine ganz neuer Prägung. Diese Vereine widmeten sich verstärkt den Höhlen als multdisziplinärem Phänomen und vollbrachten erstaunliche Befahrungsleistungen, so Laumanns weiter. 1922 schlossen sich diese Vereine gemeinsam mit den österreichischen zum Hauptverband Deutscher und Österreichischer Höhlenforscher zusammen. Der ungeahnte Aufschwung der Höhlenkunde in Deutschland wurde durch das Dritte Reich jäh gestoppt. Durch die Gleichschaltung aller Vereine und deren zwangsweiser Zusammenfassung im 1943 gegründeten „Reichsbund für Karst- und Hohlerforschung“ nahm nach Auskunft des VdHK-Vorsitzenden die Höhlenforschung in Deutschland und Österreich schweren Schaden. Nicht nur die praktische Forschungstätigkeit sei zum Erliegen gekommen, sondern alle Kritiker wurden verfolgt oder ausgegrenzt. Laumanns erinnert in diesem Zusammenhang auch an das Schicksal des langjährigen Hauptverbandsversitzenden Dr. Benno Wolf, der von den Nazis im KZ ermordet worden ist.
1947 wurde schließlich mit der Deutschen Gesellschaft für Karstforschung an die positive Tradition des alten Hauptverbandes angeknüpft. Die Tätigkeit dieser Organisation erlahmte allerdings schon Anfang der 50er Jahre. Am 13. März 1955 kam es in Donauwörth schließlich zur Gründung des Verbands der Deutschen Höhlen- und Karstforscher. Er vertritt seither die Interessen der organisierten Höhlenforscher gegenüber der Öffentlichkeit und dem Staat auf nationaler und internationaler Ebene.
INFO
Wichtige Daten aus der Geschichte der Höhlenforschung (Quelle: Höhlenmuseum Laichingen).
1665 Athanasius Kircher versucht, in seinem Werk Mundus subterraneus das Phänomen des Zirknizer Sees zu erklären.
1670- 1680 Johann Freiherr von Valvasor forscht im Karst von Slowenien. 2800-seitige Monographie mit Zeichnungen und Karten (keine Vermessung von Höhlen), untersucht unterirdische Abflüsse des Wassers.
1702 Plan der Baumannshöhle im Harz: erster deutscher Höhlenplan, der auf eine Vermessung zurückgeht.
1747 Joseph Nagel, Wiener Mathematiker, wird vom Hof beauftragt, die größeren Höhlen des Habsburger Reiches zu erforschen und zu kartographieren.
1753 Erster Höhlenplan der Sontheimer Höhle durch Prälat Weißensee.
1861 Oscar Fraas, Stuttgarter Paläontologe und Urgeschichtler, gräbt im Hohlenstein (Lonetal / Schwäbische Alb): Beginn der paläontologischen Höhlenforschung auf der Schwäbischen Alb.
1873 Gründung des weltweit ersten Höhlenvereins in Wien.
1889 Gründung des Schwäbischen Höhlenvereins. Ziele laut Satzung: „Erforschung von Höhlen und des damit in Zusammenhang stehenden Gebietes in geologischer, paläontologischer, anthropologischer, zoologischer und botanischer Hinsicht“.
1891 Edouard Alfred Martel (Frankreich) erkrankt, als er aus einer Karstquelle trinkt. Nach seiner Genesung verfolgt er den unterirdischen Wasserverlauf zurück und entdeckt in einer Doline den Kadaver eines Kalbes als Ursache seiner Erkrankung. Durch seine Erkenntnisse werden Gesetze (1902) zur Reinhaltung von Quellen und deren Einzugsgebiete erlassen, was die Zahl der Typhus-Toten in Europa halbiert.
1951 Gründung eines zentralen Höhlenkatasters für die Schwäbische Alb durch die Arbeitsgemeinschaft Schwäbischer Höhlenfreunde.
1955 Gründung des Verbandes der Deutschen Höhlen- und Karstforscher in Donauwörth
1965 Gründung des Weltverbandes der Höhlenforscher UIS (Internationale Union für Speläologie).
Autor: Michael Rahnefeld