Schulung Wärmeerhalt
Am 11. Februar 2023 fand unsere Schulung zum Thema Wärmeerhalt in der Scheune unseres Vereinsheims in Böttingen statt. Aufgewärmt haben wir uns dabei zuerst bei einem ungeplanten und etwas verfrühten Frühjahrsputz. Fazit hierzu: der Nasssauger funktioniert! Dann konnte auch sehr schnell das eigentliche Kursprogramm starten.
Der Zeitpunkt der Schulung war perfekt gewählt, in der Scheune hatte es +2 °C und wir hatten damit die perfekte Testumgebung für die Simulation einer typischen Alpinhöhle. Wir haben uns deshalb in unser „normales“ Höhlenoutfit geworfen und die Aufgabe bestand darin, mit der „üblicherweise“ mitgeführten Notfallausrüstung ein Wärmezelt zu bauen. Dabei merkt man doch recht schnell, wo die Grenzen von „ha, ich pack halt mal ne Rettungsdecke ein, wird schon reichen“ liegen. Mit Hilfe des bereitgestellten Kursmaterials bestehend aus Zahnseide, Wäscheklammern und Kerzen sah die Sache aber gleich deutlich besser aus.
Wir probierten verschiedene Aufbauformen von Wärmezelten durch. Grundsätzliche Erfahrungen waren dabei,
dass die eigentliche Form eines Zeltes gar nicht so wichtig ist, hauptsache es ist erst einmal möglichst dicht und man sitzt auf irgendeiner Isolierung (z.B. Schleifsack oder Seil) und nicht direkt auf dem Boden.
Anfängliche Skepsis bezüglich der Zugfestigkeit der doch sehr dünnen Zahnseide konnte schnell zerstreut werden.
Zahnseide hält mehr als genug und wiegt praktisch nichts!
Allein durch die Körperwärme stieg die Temperatur im Wärmezelt schnell mal auf +8 bis +12 °C und lag somit um bis zu 10 °C über der Außentemperatur. Durch ein einzelnes Teelicht in einem gut abgedichteten Zelt mit zwei Personen konnte die Innentemperatur weiter auf bis zu etwa +15 °C angehoben werden. So könnte man im Notfall eine Wartezeit ohne Frieren überbrücken und gemütlich ist es dazu auch noch. Das einzige Problem ist dann nur noch eine entsprechend gute Isolierung zum Boden hin.
Der Tagesrekord von sagenhaften +26 °C Innentemperatur (also eine Differenz von +24 °C zur Außentemperatur!) wurde mit einem optimierten Doppelwandzelt und dem Einsatz eines Gaskochers (mit der kleinstmöglichen Flammstufe, fast wie eine Kerze) erreicht. Die Zeltinsassen konnten sich der sperrigen Höhlenkleidung entledigen und echtes Karibik-Feeling kam auf.
Eine Anmerkung noch zum „möglichst dichten“ Wärmezelt. Wenn man es übertreibt und auch noch mit offenem Feuer arbeitet, kann der CO2-Gehalt (im Falle unserer Tests) durchaus auch mal die 3 % Grenze überschreiten (gemessen mit Tewjes CO2-Messgerät). Vorsicht ist also auf jeden Fall angebracht und eine entsprechende Belüftung sollte gewährleistet sein! Wenn man aber jetzt nicht krampfhaft jede noch so kleine Ritze in der Außenwand schließt, wurden selten CO2-Werte über 1 % gemessen.
Eine weitere Erkenntnis der Schulung war, dass eine Rettungsdecke über dem Unterschlaz, aber unter dem Schlaz am Oberkörper durchaus einen Nutzen hat, falls man sich einmal in Bewegung zusätzlich wärmen muss. Dazu wird die Rettungsdecke an einer Ecke unter dem Helm fixiert und dann um den Körper geschlungen. Eigentlich ein interessantes Ergebnis, sollte man doch meinen, dass ein Schlaz die gleiche Funktion erfüllt und die warme Luft innen hält.
Zum Schluss der Schulung verglichen wir noch die Inhalte unserer Rettungstonnen und überlegten uns folgende Minimalanforderungen für den erfolgreichen Bau eines Wärmezelts:
- Jede Person sollte mindestens zwei Rettungsdecken mit sich führen.
- Zahnseide eignet sich hervorragend zum Spannen des Rettungszelts und wiegt fast nichts.
- Zur Befestigung der Rettungsdecken an der Schnur und zum Verbinden der Rettungsdecken sind Wäscheklammern sehr sinnvoll und funktionieren auch deutlich besser als z.B. Klebeband. Wer hier Gewicht sparen will, kann auch kleine Bastelklammern oder Heftklammern verwenden.
- Weiterhin waren wir uns einig, dass ein Wärmezelt nur durch Körperwärme zwar schon funktioniert, aber gerade wenn man eh schon feucht und unterkühlt ist, wahrscheinlich nicht sehr effektiv ist. Die Mitnahme einer zusätzlichen Wärmequelle, sei es nun eine Kerze oder auch die mittlerweile erhältlichen sehr leichten Gaskocher, ist ist also auf jeden Fall eine gute Idee.