Naturschutzzentrum Schopflocher Alb wurde zum Schmuckstück
SCHOPFLOCH. Es ist ein wahres Schmuckstück geworden, das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb (Kreis Esslingen). Ab kommendem Wochenende kann es wieder von Besuchern genutzt werden. Und wer schon einmal dort war, der wird staunen.
Noch werkeln die Arbeiter und Handwerker im Haus und in den Außenanlagen, es wird umgeräumt, gestaltet und letzte Hand angelegt. Denn bis zum Wochenende soll weitgehend alles fertig sein. Dann nämlich sollen nach Monaten des Umbaus wieder die Besucher strömen. 15.000 bis 20.000 waren es in der Vergangenheit pro Jahr. Und nach Wunsch von Dr. Wolfgang Wohnhas, dem Leiter der Einrichtung, soll die 20.000er-Marke künftig ständig überschritten werden.
Die Chancen dafür stehen gut. Denn aus dem 1963 erbauten Verwaltungshäuschen eines Steinbruchs ist ein attraktives Ziel geworden: Das Naturschutzzentrum ist Informationszentrum im Biosphärengebiet Schwäbische Alb – das sogenannte Nordportal – und Infostelle im Geopark Schwäbische Alb. Zu den bisherigen Hauptaufgaben Umweltbildung und Betreuung von Naturschutzgebieten kommen touristische Aufgaben hinzu. Das Jahresprogramm umfasst 150 Veranstaltungen; das Zentrum wird auch vom Rad- und Wanderbus angefahren.
Das Land Baden-Württemberg und der Landkreis Esslingen betreiben das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb seit 1996. Mit finanzieller Unterstützung des Landes wurde das Gebäude, das dem Landkreis Esslingen gehört, jetzt für rund 1,8 Millionen Euro (44 Prozent davon trägt das Land) energetisch und ökologisch saniert und um rund 270 Quadratmeter erweitert. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst heimische Materialen zu nutzen und hiesige Handwerker zu beauftragen. Seit Beginn des vergangenen Jahres laufen die Arbeiten. Das Gebäude wurde komplett – übrigens mit alten Zeitungen – gedämmt, es erhielt eine Fotovoltaik-Anlage aufs Dach, eine Pellet-Heizung und die neue Toilettenanlage wird mit Regenwasser betrieben. Der neue Anbau, so erläuterte gestern Matthias Berg, der Stellvertreter des Esslinger Landrats, schiebt sich wie eine Steinscholle aus dem Boden. Sogenannte Gabionen, steingefüllte Metallgeflechte, bilden die „Außenhaut“. Die bestehenden Gebäudeteile wurden mit Tannenholz verschalt. Für die Dachbegrünung, den Schattengarten hinterm Haus und den Steingarten vor dem Zentrum hat die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen Begrünungskonzepte entwickelt. Typische Pflanzen der Alb und Magerrasen sollen hier die natürliche Umgebung bilden.
Im Inneren entstand ein komplett neues Foyer, das man – frei nach Mörike – durch die „Blaue Mauer“ betritt. Der 1995 entstandene Rundbau, der bisher eine Dauerausstellung enthielt, ist neuer Vortragsraum und bietet 100 Gästen Platz. Hier werden auch Sonderausstellungen zu sehen sein.
Eine interaktive Dauerausstellung im Neubau ist der Kern des Zentrums. Hier können Alb, Landschaft und Natur mit allen Sinnen „erforscht“ werden. Eine kleine Höhle, Gesteinsprofile, Geruchsproben von Obstsorten, Vogelgezwitscher sowie Tiere, Pflanzen und Hochmoor werden eindrucksvoll und ansprechend präsentiert. Im „Biosphärenlädle“ können künftig regionale Erzeuger und Landwirte ihre Produkte anbieten; und bei Sonnenschein gibt es künftig vor dem Haus auch einen Kaffee, einen Most oder ein Bier.
Zahlen, Daten, Fakten
Biosphärengebiet: Im März 2008 wurde das erste baden-württembergische Biosphärengebiet ausgewiesen. Seit 2009 ist das Biosphärengebiet Schwäbische Alb durch die Unesco anerkannt und zertifiziert. Es umfasst rund 85.000 Hektar. Beteiligt sind 29 Gemeinden aus den Regierungsbezirken Tübingen und Stuttgart, der Gutsbezirk Münsingen sowie die Landkreise Esslingen, Reutlingen und der Alb-Donau-Kreis. Der Landkreis Göppingen zählt nicht dazu.
In Deutschland gibt es aktuell 15 Unesco-Biosphärenreservate, weltweit sind es etwa 530, darunter die Serengeti in Afrika, die Hawaii-Inseln und der Yellowstone Nationalpark (USA).
Das Naturschutzzentrum wird im Beisein des zukünftigen Umweltministers offiziell am 2. und 3. Juli eröffnet. Bis dahin soll auch eine Elektrotankstelle eingerichtet sein, die EnBW will dem Zentrum mehrere Pedelecs (Elektrofahrräder) zur Verfügung stellen.
Ein Schild beim Reußenstein signalisiert den Beginn des Biosphärengebiets an der Kreisgrenze Esslingen.
Info: Naturschutzzentrum, Vogelloch 1, 73252 Schopfloch; Tel. (07026) 950120 Internet: www.naturschutzzentrum-schopfloch.de