Um den Schutz der Fledermäuse ist es in Bayern gut bestellt
ERLANGEN. Um den Schutz der Fledermäuse in Bayern ist es gut bestellt. Aber so ganz zufrieden ist der Biologe Matthias Hammer noch nicht – einigen Besitzern alter Gemäuer sei es immer noch egal, dass im Gebälk eine vom Aussterben bedrohte Tierart lebt, heißt es in einem Beitrag der Deutschen Presseagentur (dpa).
Der Schutz der Fledermäuse hat in Bayern laut dpa in den vergangenen Jahren nach Ansicht des Biologen Matthias Hammer große Fortschritte gemacht. „Um dieses Thema ist es sehr gut bestellt“, sagte Hammer, der die Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern leitet, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Aufmerksamkeit für diese vom Aussterben bedrohte Tierart sei sowohl in Naturschutz- als auch in Baubehörden gestiegen. „Davon haben wir früher nur träumen können“, ergänzte der Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg, der im Auftrag des Landesamtes für Umwelt (LfU) tätig ist. Vor allem unter den Dächern alter Gemäuer fühlen sich Fledermäuse wohl – also in Kirchen, Burgen, Schlössern oder anderen historischen Gebäuden. Häufig zu finden sind sie aber auch in Kellern, in Stollen oder hinter Fassaden. Doch für die geflügelten Säugetiere wird die Wohnungsnot immer größer, wenn angestammte Quartiere saniert werden und beispielsweise keine Spalten und Ritze zum An- und Abflug bleiben.
Und auch bei den Renovierungsarbeiten selbst sollte auf den Schutz der geflügelten Bewohner geachtet werden, appellierte Hammer. Eine Reihe von nationalen und internationalen Gesetzen, Abkommen und Konventionen stelle schließlich den Schutz der Fledermaus sicher. „Man weiß, wie man Fledermäuse schützen kann“, berichtete Hammer. Bei einer Kirchensanierung müssten die Dachstuhlarbeiten eben dann durchgeführt werden, wenn die Fledermäuse das Quartier im Gebälk verlassen haben. Da Fledermäuse jeweils für den Sommer und den Winter umziehen, sei das nur eine Frage der Bauzeitplanung. „Es sind auch schon komplette Autobahnbrücken saniert worden, ohne die Fledermaus in ihrem dortigen Quartier zu stören.“
Neben einem neuen Bewusstsein für die Bedürfnisse der Fledermäuse in den Behörden sei mittlerweile auch ein Netzwerk von ehrenamtlichen Tierschützern gespannt, sagte Hammer. Sich einen kompletten Überblick darüber zu verschaffen, wie viele Fledermäuse in Bayern heimisch sind, sei zu schwierig, erläuterte er weiter. „Nur für einige Arten traut man sich Zahlen zu.“ Während es von der „Großen Hufeisennase“ kaum mehr als 100 Tiere bayernweit gebe, habe das „Große Mausohr“ mehr als 150 Kolonien gebildet – mit insgesamt rund 130 000 Tieren. Dies sei zwar deutlich weniger als nach dem Zweiten Weltkrieg, aber mehr als vor der großen Sanierungswelle in den 1960er und 1970er Jahren. Möglicherweise trage auch der Klimawandel zur Erholung des Fledermaus-Bestands bei: „Das sind schließlich wärmeliebende Tiere.“ Ganz zufrieden mit den Schutzbemühungen für die gefährdete Fledermaus im Freistaat ist der Biologe aber dann doch nicht: „Es ist schon manchmal noch so, dass alte Gebäude plötzlich saniert werden, ohne dass jemand informiert worden wäre, der sich das in Sachen Fledermäuse einmal angeschaut hätte“, sagte Hammer. „Bequemlichkeit, Kaltschnäuzigkeit oder einfach nur Ahnungslosigkeit“ der Bauherrn sei dafür meist verantwortlich. Auch sei in einigen Behörden immer noch Überzeugungsarbeit notwendig, um die Mitarbeiter für die bedrohten Tiere zu sensibilisieren.
Neben rücksichtslosen Sanierungsarbeiten ist der Fledermausbestand auch durch intensive Land- und Forstwirtschaft und den Einsatz von Insektiziden bedroht. Ebenso ist der Straßenverkehr oft eine tödliche Falle für Fledermäuse. Oft leiden sie auch darunter, dass in ihren Quartieren chemische Mittel wie Holzlacke zum Einsatz kommen.