Die Höhlen rund um Blaubeuren besichtigen
BLAUBEUREN Die ältesten Kunstwerke der Menschheit sind in den Höhlen rund um Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis entdeckt worden. Zahlreiche Schätze schlummern wohl noch heute versteckt in der Erde, heißt es in einem Beitrag der Deutschen Presseagentur (dpa).
Die Fundstücke bieten Einblicke in die Geschichte der Menschheit und spiegeln damit ganz nach dem Motto „Vom Neandertaler zum modernen Menschen“ ein Stück Evolutionstheorie wider. „Sie geben uns Hinweise auf die Geisteswelt unserer ganz frühen Vorfahren“, wird Hannes Wiedmann vom Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren von dpa zitiert.
Eines der ältesten Fundstücke der Menschheitsgeschichte fanden Forscher im Jahr 2006 in der Vogelherdhöhle im Lonetal im Kreis Heidenheim – ein geschnitztes Kunstwerke aus Mammutelfenbein: das Lonetalpferdchen. Bereits im Jahr 1939 wurden Teile des berühmten Löwenmenschen im Hohlenstein-Stadel im Lonetal entdeckt. 1999 fanden Forscher im Hohlefels bei Blaubeuren einen aus Elfenbein geschnitzten Pferdekopf. Die früheste nachgewiesene Kunst ist dabei bis zu 40.000 Jahre alt, heißt es im dpa-Bericht.
Auch das bislang älteste nachgewiesene Musikinstrument stammt von der Schwäbischen Alb. 2004 fanden Forscher in der Geißenklösterle-Höhle bei Blaubeuren die bislang älteste bekannte Flöte der Welt. Vom 18. September 2009 bis 10. Januar 2010 sind die Fundstücke in der Ausstellung „Eiszeit“ im Kunstgebäude Stuttgart zu sehen, meldet dpa.
Die meisten der Stücke stammen aus der Zeit des modernen Menschen. Die ersten Menschen, die allerdings rund um Blaubeuren auftauchten, sind Neandertaler. Nachgewiesen sei dabei eine Besiedlung seit Beginn der letzten Eiszeit, sagt laut Agentur Archäologe Wiedmann. Vor etwa 40.000 Jahren wurde es dann schließlich so kalt, dass die Neandertaler von der Schwäbischen Alb verschwanden. Es sei jedoch nicht nachweisbar, ob sie abgewandert oder ausgestorben sind.
Nach dieser kalten Periode kamen dann die modernen Menschen nach Blaubeuren – zumindest deuten darauf die bislang entdeckten Fundstücke hin. Eine Begegnung der Neandertaler mit diesen modernen Menschen habe es zumindest rund um Blaubeuren nicht gegeben, sagt Wiedmann. Trotzdem weiß man: Die Neandertaler lebten noch bis vor etwa 27.000 Jahren parallel zu den ersten modernen Menschen in Europa, berichtet die Agentur.
Eine gewisse Weiterentwicklung der modernen Menschen zum Neandertalern lässt sich anhand ihrer Rohstoffnutzung erkennen. „Der moderne Mensch hatte eine bessere Rohmaterialnutzung“, sagt Laut dpa Wiedmann.
Aus der Zeit der modernen Menschen sei im Gegensatz zur Zeit der Neandertaler zudem vermehrt Schmuck entdeckt worden, erklärt Wiedmann. Bei den Neandertalern könnten allerdings einige Fundstücke ebenfalls Schmuck gewesen sein – doch bewiesen sei dies noch nicht.
Die Höhlen rund um Blaubeuren sind teilweise zu besichtigen – so kann jeder Einblick in ein Stück Menschheitsgeschichte nehmen. Die Große Grotte ist für zwei Monate im Sommer zu besuchen. Die Brillenhöhle und das Geißenklösterle sind nur in Begleitung des Museums zugänglich. Die Sirgensteinhöhle kann immer besucht werden. Der Hohle Fels ist zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober an jedem Sonntagnachmittag bei schönem Wetter geöffnet, schreibt die Deutsche Presseagentur.