Merkwürdige „Forschungen“ in den Bröllern des Autals bei Bad Überkingen
BAD ÜBERKINGEN Welche dubiose Höhlenforschung findet im Autal statt? Das fragt die GEISLINGER ZEITUNG in ihrer Samstagsausgabe. Ein Verein, der im Autal bei Bad Überkingen (Kreis Göppingen) tätig ist, gilt beim Amtsgericht Geislingen als Karteileiche – und das Regierungspräsidium Stuttgart hat verboten, Ergebnisse der Presse mitzuteilen.

Herbert Saum, als Naturschutzbeauftragter des Landkreises Göppingen auch fürs streng geschützte Autal zuständig, rennt offenbar gegen eine Wand des Schweigens: Obwohl er in den letzten Jahren immer wieder beim Landratsamt und beim Regierungspräsidium (RP) beklagt hat, dass die Eingänge zu Quellhöhlen (sogenannte Bröller) verändert und zerstört werden, bekommt er nur zu hören: Es sei 1991 eine Befreiung von den Naturschutzvorschriften „zur Erforschung des Brunnensteigbröllers“ erteilt worden. Dass diese zeitlich unbefristet ist, werten Fachleute als ungewöhnlich, schreibt Manfred Bomm in dem GZ-Beitrag. Und beim Regierungspräsidium, das dafür zuständig ist, zuckt man auch mit den Schultern. Möglicherweise, so mutmaßt der Kreisökologe Ulrich Lang, habe man den Antragsteller beim RP gut gekannt und ihn als zuverlässig eingestuft. Immerhin: Die Stuttgarter Behörde will jetzt prüfen, „ob die Befreiung noch in Einklang mit der heutigen Rechtslage steht“, sagt Pressesprecher Marc Frank.
Ausgestellt ist die Erlaubnis auf einen „Sportförderverein Geislingen“, dessen Vorsitzender Andreas Hinterecker inzwischen in Ebersbach wohnt und betont, dass man sich streng an die Auflagen halte: „Wir machen nur, was genehmigt ist.“ Der Verein, dessen Mitgliederzahl er mit 25 angibt, beschränke sich auf den sogenannten Oberen Brunnensteigbröller (30 Meter abseits der am Wanderweg gelegenen Brunnensteighöhle), heißt es in der GZ.
Dass dort vor geraumer Zeit ein Eisentor einbetoniert wurde, von dem inzwischen nur noch der Rahmen übrig ist, habe mit seinem Verein nichts zu tun, erklärt Hinterecker. Vermutlich hätten dies „die Kahlensteiner“ getan – also jene Höhlenforscher, die ihre Forschungsergebnisse alljährlich in einer umfassenden Broschüre veröffentlichen. Ganz im Gegensatz zum „Sportförderverein“, wie Naturschutzbeauftragter Saum es kritisiert. Von diesem „Sportförderverein“ habe er noch nie eine wissenschaftliche Beschreibung zum Brunnensteigbröller gesehen.
Auch Überkingens Bürgermeister Martin Joos argwöhnt, „dass da einiges ohne unser offizielles Wissen läuft“ und es ihm „dubios“ erscheine. Er kenne den Vereinsvorsitzenden persönlich gar nicht, sagt Joos und stellt fest, dass er nicht so recht zu erkennen vermöge, „was daran wissenschaftlich“ sein soll. Im Übrigen verbindet sich mit dem Namen Hinterecker in Bad Überkingen nicht gerade Erfreuliches: Mitte der 90er Jahre hatte er behauptet, im Autalbröller größere Mengen Öl entdeckt zu haben, das wohl von der ehemaligen Radarstation bei Türkheim stamme. Weitere Details dazu hatte Hinterecker, der damals als Dipl.-Ing. (FH) mit dem Briefkopf „Consulting Engineering“ firmierte, aber nur gegen Bezahlung herausrücken wollen, worauf die Gemeinde einen kostspieligen Gutachter beauftragte. Ergebnis: Nichts war dran.
Wissenschaftliche Arbeit oder nur Abenteuerlust? Beim Regierungspräsidium verweist man darauf, dass der Verein tatsächlich „Zwischenberichte“ vorlege – zuletzt 2005 über die Ausmaße der Quellhöhle.
Den Verdacht, Vereinsmitglieder seien auch in andere Bröller eingedrungen, weist Hinterecker zurück – obwohl auch dort, wie Saum festgestellt hat, mit „Sprengzement“ Eingangsbereiche verändert worden seien. Also mit derselben Bohrlochgröße und Methode, wie am Brunnensteigbröller. Auch ließen vorgefundene Gerätschaften zumindest die Vermutung auf einen Zusammenhang nahelegen.
1991 hatte das Regierungspräsidium dem Verein nur für den Brunnensteigbröller zugestanden, „versperrende Versturzbrocken zu zerkleinern und im Eingangsbereich auf vegetationsfreien Flächen abzulagern.“ Obwohl diese Genehmigung mit dem Hinweis auf „überwiegend öffentliche Belange“ erteilt wurde, legte die Behörde fest: „Die Untersuchungen und Ergebnisse dürfen in der Tagespresse und in Amtsblättern nicht veröffentlicht werden.“ Gerade darauf beruft sich Hinterecker und verweigert weitere Auskünfte gegenüber der GEISLINGER ZEITUNG. Beim Regierungspräsidium freilich wird dieser Passus damit begründet, dass man bei sensationellen Funden einen großen Touristenandrang im Autal vermeiden wolle.
Der „Sportförderverein“, 1986 von sieben Personen gegründet (drei hießen Hinterecker), hat zuletzt 1989 eine Mitteilung ans Vereinsregister gesandt – damals die personelle Änderung, wonach Ehefrau Sonja Hinterecker Beisitzerin wurde. Nicht mal das Finanzamt hat mal nachgefragt, was es mit dem als gemeinnützig anerkannten Verein noch auf sich hat, der seine Ziele in der Satzung so definiert: „Förderung des Sports und der freien Jugendhilfe.“
Autor: Manfred Bomm