Auch nach der Winterpause Fledermäuse besonders schützen
GEISLINGEN Die besondere Schutzzeit für Fledermäuse endete am 15. April. Momentan verlassen die Kleinsäuger ihre Winterquartiere. Die Geislinger Fledermausexpertin Christine Köpf weist darauf hin, dass es trotzdem wichtig ist, den nachtaktiven Jägern besonderen Schutz zu gewähren.
Im vergangenen Jahr hat Christine Köpf, die seit ihrer Jugend Hobby-Imkerin und auch im Nabu aktiv ist, einen Lehrgang zur Sachverständigen im Fledermausschutz an der Umweltakademie Baden-Württemberg absolviert. Bundesweit werden etwa 20 solcher zertifizierten Sachverständigen jährlich ausgebildet. Sie sind Ansprechpartner auf Stadt- oder Kreisebene für alle Fragen und Probleme rund um das Thema „Fledermaus“ und sind auch beim Landratsamt und beim Nabu als Sachverständige registriert.
Christine Köpf möchte zum einen ganz praktische Hilfe leisten: Wer etwa eine Fledermaus findet, kann sich an sie wenden – oder die Fledermaus bei ihr vorbeibringen. Sie ist mittlerweile gut ausgerüstet, kann praktische Hilfe leisten und arbeitet mit einer Geislinger Tierärztin zusammen. Auch eine kleine Aufzuchtstation möchte sie einrichten.
Auf der anderen Seite ist ihr der Schutz der Fledermäuse besonders wichtig: „Jeder Gartenbesitzer kann zum Fledermausschutz beitragen“, sagt Christine Köpf. Der größte Feind der Flattertiere sind neben Insektiziden die eintönigen Monokulturen, die zunehmend unsere Landschaft bestimmen. Streuobstwiesen und naturbelassene Flussauen und Waldränder sind dagegen ein Paradies für die Tiere. Wer sie in einem Garten beobachten möchte, erläutert Christine Köpf, sollte Pflanzen ansiedeln, die erst nach Einbruch der Dämmerung ihre Blüten öffnen und Nachtinsekten anziehen – die Nachtkerze etwa, Phlox, Sommerflieder, Seifenkraut, Ziertabak oder Heckenrosen. Auch ein Teich im Garten lockt die Insektenfresser an.
Was aber soll man machen, wenn man am Tage eine Fledermaus findet? Falls das Tier irgendwo hängt – einfach hängen lassen, sagt die Expertin. Ist es unverletzt, fliegt es irgendwann davon. Findet man ein Tier, das sich in ein offenes Rohr, eine Vase oder einer Wassertonne verirrt hat und an den glatten Wänden nicht mehr alleine herauskommt, sollte man Hilfe leisten. „Handschuhe nicht vergessen“, mahnt Christine Köpf. Fledermäuse sind Wildtiere und können beißen – und in seltenen Fällen auch Tollwut übertragen. Ist das Tier sichtbar verletzt oder einfach flugunfähig, sollte man sich mit der Fledermaussachverständigen in Verbindung setzen.
Christine Köpf ist fasziniert von „ihren“ Fledermäusen. Sie hat Bildbände über die Säugetiere, Bestimmungsbücher und animierte Software, sie hat eine Transportkiste und einen Kasten gebaut, in dem sie Fundtiere unterbringen kann. Und sie geht in der Dämmerung – ausgerüstet mit Nachtsichtgerät und Ultraschalldetektor – auch schon mal auf Beobachtungstour.
Mit einem Vorurteil, das den Fledermäusen lange den Ruf des Bösen und Unheimlichen beschert hat, räumt die Expertin gründlich auf: „In Europa gibt es keine Blut saugenden Fledermäuse. Die Vampire leben alle in Südamerika“.
Wer Fragen rund um das Thema Fledermäuse hat oder ganz praktischen Rat und Hilfe braucht, kann sich an die Geislinger Fledermaussachverständige Christine Köpf, Tegelbergstraße 45, 73312 Geislingen wenden: Tel. (07331) 82221
Autorin: Eva Beck