Tropfstein aus der Blauhöhle viel jünger als vermutet
BLAUBEUREN/LAICHINGEN Ein Tropfstein aus der Blauhöhle überrascht die Experten. Der unter Wasser entnommene Stalagmit ist 8000 Jahre alt und damit viel jünger als bisher angenommen. Das berichtet die Südwest Presse Ulm in ihrer Ausgabe vom Samstag, dem 8. April.
Taucher der „Arge Blautopf“ haben im „Mittelschiff“, einer mit Wasser und Luft gefüllten Halle rund 1300 Meter hinter dem Blautopf, in vier Metern Wassertiefe einen Bodentropfstein entnommen, berichtet Joachim Striebel in seinem Zeitungsbeitrag.
Dieser schlanke, 80 Zentimeter lange Kerzenstalagmit wurde an der Universität Heidelberg von Professor Augusto Mangini nach der Uran-Thorium-Methode auf ein Alter von 8000 Jahre an der Wurzel und 4000 Jahre an der Spitze datiert. „Eigentlich war man von einem viel höheren Alter ausgegangen“, sagt Michael Schopper, Projektleiter der „Arge Blautopf“, die am Donnerstag bei einer Veranstaltung im Höhlen-Rasthaus in Laichingen das Ergebnis vorstellte.
Der Höhlenexperte und Geologe Dr. Wolfgang Ufrecht, selbst Mitglied der „Arge Blautopf“, erklärt, wie der Tropfstein entstanden sein kann: Vor der Eiszeit und bevor die Urdonau das Blaubeurer Tal aufgeschottert hatte, muss der Wasserspiegel in der Blauhöhle tiefer gelegen haben. „Große Teile der Blauhöhle waren ganz trocken“, erklärt Ufrecht. Tropfsteine konnten darin wachsen.
Der jetzt geborgene Tropfstein wird noch genau untersucht, Schicht für Schicht, Millimeter für Millimeter. So können Schlüsse auf das Klima in der Zeit vor 4000 bis 8000 Jahren gezogen werden. Damals war es wohl wärmer, das schnelle Wachstum des Tropfsteins lasse darauf schließen. „Höhlen sind die besten Klimaarchive“, sagt Wolfgang Ufrecht. Dort gewonnene Erkenntnisse könnten helfen, künftige Klimaentwicklungen abzuschätzen.
Das überraschende Ergebnis der Altersdatierung des Stalagmiten widerlegt laut Wolfgang Ufrecht die Annahme, dass in der Blauhöhle alle Tropfsteine unter Wasser sehr alt sein müssen. Weitere Schlüsse zum Alter der Blauhöhle will der Geologe laut SWP-Bericht allerdings nicht ziehen. Die Altersbestimmung des Tropfsteins sei „einer von 1000 Mosaiksteinen“. So will Ufrecht das Ergebnis auch nicht etwa heranziehen, um Jochen Hasenmayers Theorie zu widerlegen.
Der Blautopfforscher Hasenmayer geht nämlich davon aus, dass die Blauhöhle nicht mehrere hunderttausend Jahre, sondern mindestens 25 Millionen Jahre alt ist. Zur Altersdatierung des Tropfsteins meint Hasenmayer: „Es gibt in der Blauhöhle junge und alte Tropfsteine. Jetzt hat man wohl einen jungen erwischt.“
Autor: Joachim Striebel