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Arge Grabenstetten

Arbeitsgemeinschaft Höhle & Karst Grabenstetten e.V.

Rulaman jetzt im Städtischen Museum Kornhaus in Kirchheim

Rulaman jetzt im Städtischen Museum Kornhaus in Kirchheim

12/07/2005 Michel Rahnefeld

KIRCHHEIM (ra) Wer die Natur, die Schwäbische Alb und ihre Höhlen­welt liebt, der muss auch David Friedrich Weinlands „Rulaman“ gelesen haben. Der erste Weltbestseller der Archäologie ist zwar schon 127 Jahre alt, aber er fasziniert immer noch. Ab 17. Juli gibt es im Kornhaus in Kirchheim die Ausstellung „Rulaman der Steinzeitheld“.

Nicht nur Kinder und Jugendliche lassen sich von Ruls Steinzeitwelt faszinieren, dessen Sippe in den Albhöhlen rings um den Hohenwittlingen gehaust hat, wo Autor Christoph David Friedrich Weinland, Naturforscher und Theologe, selbst zu Hause war. Rulaman, der Sohn des Aimathäuptlings, kämpft gegen Bären, erlebt den Einmarsch der Kelten, lernt das Metall kennen und muss schließlich den Untergang der eigenen Sippe miterleben, die von den aus Osten her­anrückenden Kelten erschlagen wird.

Die erste Auflage des Klassikers aus dem Schwaben­land kam 1878 heraus. Weinland, der die Geschichte bereits drei Jahre zuvor für seine Kinder geschrieben hatte, wurde offenbar dazu gedrängt, das Handex­emplar drucken zu lassen. „Inzwischen erlebte das Buch zahlreiche Auflagen und etliche Übersetzungen in fremde Sprachen“, weiß der über 80-jährige Dr. Hans Binder aus Nürtingen, ein Höhlenexperte, der sich seit Jahrzehnten mit der Schwäbischen Alb befasst und neben vielen anderen Publikationen selbst einen Höhlenführer verfasst hat. 1985 schrieb Binder auch ein Vorwort zur Rulaman-Ausgabe aus dem Knödler-Verlag.

„Nach den Angaben der vier beteiligten Verlage kommt man seit 1985 auf insgesamt 100.000 Exemplare“, in­formiert Binder weiter. Wie viele Exemplare es zuvor schon waren, lasse sich leider nur schätzen. Die frühe­ren Verlage bestehen nicht mehr, die Gesamtauflage könne zwischen 500.000 und einer Million Exemplare liegen, schätzt er.

Vielleicht waren es aber noch mehr, denn der „Rula­man“ wird laut Binder immer noch begeistert gelesen. Bemerkenswert sei zudem, dass in den letzten beiden Jahrzehnten Schultheater- und Laienspielgruppe, allen voran das Naturtheater Hayingen, immer wieder mit großem Erfolg die Auseinandersetzung zwischen den altsteinzeitlichen „Aimats“ und den metallzeitlichen „Kalats“ auf die Bühne brachten. Selbst das Staats­theater Stuttgart hat in der Spielzeit 1998/99 den „Rulaman“ nach dem Hayinger Textbuch inszeniert. Und auch das Naturtheater Hayingen hat nach 1986 das Spiel „Rulaman für Älbler und Leuten ab acht“ im Jahre 2003, dem Jubiläumsjahr des Rulaman, noch einmal aufgeführt.

Das Städtische Museum im Kornhaus in Kirchheim zeigt unter dem Titel „Rulaman der Steinzeitheld“ vom 17. Juli bis 30. Oktober eine Ausstel­lung. Die Ausstellung vergleicht die poetischen Vorstel­lungen des Autors des 19. Jahrhunderts mit dem heu­tigen Forschungsstand. Spektakuläre Funde aus den Höhlen der Schwäbischen Alb veranschaulichen das Leben der altsteinzeitlichen Menschen. In Film, Bild und Ton werden Aspekte des Alltags wie Ernährung, Bekleidung, Kunst, Musik und Schamanismus inszeniert.

Rulaman selbst und die alte Schamanin „Parre“ stehen dem Ausstellungsbesucher leibhaftig und lebensgroß gegenüber als täuschend echt nachgebildete Figurinen in Eiszeitkleidung aus Rentierleder. Es gibt auch eine „Lesehöhle“, die kleine und große Besucher zum Schmökern anregen soll.

David Friedrich Weinland, 1829 in Grabenstetten ge­boren und 1915 in Hohenwittlingen gestorben, war unter anderem auch einige Jahre lang wissenschaft­licher Leiter des Frankfurter Zoos. Nebenbei hat er sich der Erforschung der eigenen Heimat gewidmet. Felsen, Täler und Höhlen der Alblandschaft beflügel­ten dabei derart seine Fantasie, dass es zu diesem schönen Roman gekommen ist, den er 1875 in Esslin­gen geschrieben hat.

Kritiker, so Dr. Hans Binder, ha­ben dem Verfasser immer wieder Anachronismus vor­geworfen, denn zwischen der Zeit der Höhlenmen­schen und der Zeit der bereits Ackerbau und Vieh­zucht betreibenden Zuwanderer aus dem Osten, klafften doch Jahrtausende. „Zu allen Zeiten haben je­doch Fachleute Weinlands anschauliche und span­nende Darstellung anerkannt und ihm das Recht auf dichterische Freiheit zugestanden“, sagt Binder. Sie begriffen die von der Erzählung ausgehende Faszina­tion, die von der anhaltenden Beliebtheit des Buches.

Steinzeitheld Rulaman

Die Ausstellung „Rulaman der Steinzeitheld“ ist im Städtischen Museum im Kornhaus ab 17. Juli dienstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 12 und von14 bis 17 Uhr zu sehen. Montags geschlossen. Darüber hinaus gibt es Führungen und ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Autor: Michael Rahnefeld

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