Glück tief im Kahlenstein

BAD ÜBERKINGEN Mit einem Steinzeitevent auf dem 665 Meter hohen Kahlenstein über Bad Überkingen begann am Samstag die Ausflugsserie der GEISLINGER ZEITUNG. Sowohl der Urgeschichtler Rudi Walter als auch die Mitglieder vom Kahlensteiner Höhlenverein zogen dabei die weit über 120 Gäste in ihren Bann.
Es waren vor allem junge Familie oder Großeltern mit ihren Enkeln, die am Samstag bei sommerlicher Hitze in den schattigen Wald hoch auf dem Kahlenstein gekommen waren. Dort hatte der Urgeschichtler Rudi Walter bereits einen Lagerplatz vorbereitet, der stark an Rulaman und seine Gefährten erinnerte. Schließlich stand eine Reise in die Urgeschichte auf dem Programm. Walter, selbst ganz in ein handgenähtes Lederkostüm gekleidet, demonstrierte an diesem sonnigen Nachmittag bildhaft steinzeitliches Leben und regte – vor allem die vielen Kinder – immer wieder zu aktivem Mitmachen an.
Wie hat Rulaman seine Steinmesser gefertigt, wie hat er Feuer gemacht oder den Speer geschleudert? Auf diese Fragen lieferte der studierte Urgeschichtler und Geologe sehr anschaulich und kindgerecht Antworten. Stilecht kauerte er dabei auf seinem Fell und ließ sich beim Umgang mit Zunder, Pyrit, Feuerstein und Flitzebogen regelrecht anfeuern oder zog sogar sein Schamanenkleid über. Um in einer sehr lebensfeindlichen Umwelt bestehen zu können, mussten unsere Vorfahren jede Menge Fertigkeiten entwickeln, ließ er seine Zuhörer wissen. Mit diesen bestritten sie dann vor etwa 100.000 Jahren ihren Alltag. Wie schwierig es beispielsweise ist, eine vernünftige Speerspitze oder Steinklinge mit Schlag- und Kernstein herzustellen, das demonstrierte der Wissenschaftler direkt vor seinen Zuschauern. Die Gäste ließen dabei mit einbeziehen, durften seine steinzeitlichen Utensilien befühlen, in die Hand nehmen oder sich einmal selbst beim Speerwurf mit der Speerschleuder versuchen.
Etwa sechs Meter tiefer am Albtrauf begrüßten Dieter Domke und seine Mannen vom Kahlensteiner Höhlenverein mit einem „Glück tief“ ihre Gäste zur Führung in die 70 Meter lange Kahlensteinhöhle. Sie erläuterten die Entstehung des Karstobjekts, seine Geschichte als Schauhöhle, die darin lebenden Tiere und die besonderen geologischen Formationen. Auch Funde aus der Höhle, die aus der Jungsteinzeit, aus der Hallstattzeit aber auch aus sehr viel späteren Abschnitten wie der Römerzeit oder dem Hochmittelalter stammen, hatten die Höhlenforscher mitgebracht und in einer Vitrine zur Schau gestellt.
Mit kleinen behelmten Gruppen im Schlepp entschwanden Dieter Domke, Jörg Mebold und die anderen Höhlenkameraden etliche Male an diesem Nachmittag für 20 bis 30 Minuten in der erfrischend neun Grad kühlen Höhle, Dort hatten sie auch Getränke eingelagert, die auf der mit Biertischgarnituren bestückten Plattform vor dem Eingang der Höhle angeboten wurden, so dass auch eine kleine gemütliche Rast eingelegt werden konnte.
Aus GEISLINGER ZEITUNG vom 2.8.2004
Autor: Michael Rahnefeld