Interview mit Jochen Hasenmayer beim Stadtbehindertenring in Geislingen
Jochen Hasenmayer ist ein Beispiel, das Mut macht. Trotz seiner Querschnittslähmung unternimmt der 53- jährige Höhlenforscher weiterhin Tauch-Expeditionen. In Geislingen berichtete er von seinen Erlebnissen und Erkenntnissen. Hier ein Interview aus der GEISLINGER ZEITUNG vom 14. Mai 2004.

GZ Wie kommt Ihr Kontakt zum Geislinger Stadtbehindertenring zustande?
JOCHEN HASENMAYER: Michael Schima hat mich gefragt, ob ich nicht etwas zum heutigen Abend beisteuern möchte. Ich mache das sehr gerne, da ich sehe, wie viel Idealismus hier dahinter steckt. Mit meinem Vortrag will ich Mut machen, denn ich möchte klarstellen, dass man auch als Behinderter nicht nur das gleiche, sondern mit genügend Hirnschmalz noch mehr erreichen und in Neuland vorstoßen kann, als ein Fußgänger. Geislingen fasziniert mich zudem durch die geographische Lage – das ist hier ja die Pforte zur Alb. Und die spielt für meine Forschungen in der Blauhöhle eine wichtige Rolle.
GZ Sie haben sich durch Ihren Tauchunfall und die daraus folgende Querschnittslähmung nicht unterkriegen lassen, Sie tauchen weiterhin und haben dafür sogar ein spezielles U-Boot entwickelt. Wie waren die Reaktionen darauf?
HASENMAYER: Die Reaktionen waren ganz gemischt. Viele Menschen, die mich nicht kannten, prophezeiten einen Misserfolg. Diese Leute kannten sich aber auch nicht mit den technischen Möglichkeiten eines U-Bootes aus. Gegner habe ich mit meinen Thesen zum Höhlensystem unter der Alb genügend gefunden. Aber man stößt immer jemanden vor die Nase, wenn man das Alte zugunsten neuer Erkenntnisse ablehnt. Wer mich kennt, hatte allerdings immer Vertrauen in mich und meine Visionen.
GZ Was sind Ihre Ziele für die nächste Zeit?
HASENMAYER: Ich plane gerade eine neue Expedition. Zum ersten Mal nach 19 Jahren will ich versuchen, noch tiefer ins Innere der Alb einzudringen. Nach Norden erwarte ich noch höhere Höhlen und längere Höhlenseen – wie weiter vorne, wo ich den Mörike-Dom entdeckt habe. Allerdings weiß ich noch nicht, wie weit ich mit dem U-Boot komme. Vielleicht wird es irgendwann zu eng für mich. Es bleibt spannend. Und vielleicht komme ich schon im Herbst mit neuen Erkenntnissen nach Geislingen zurück.